Komplikationen der Cochlear Implant-Chirurgie bei Kindern und Erwachsenen1

Abstract
Hintergrund: In einer retrospektiven Aufarbeitung der klinischen Daten der zwischen 1985 und 1994 operierten Cochlear Implant-Patienten (n = 697) der Medizinischen Hochschule Hannover wurden die intra- und postoperativen Komplikationen evaluiert, um eine Risikoabschätzung an einem großen Patientengut zu ermöglichen. Patienten: Die Analyse erfolgte einschließlich der Patienten, die bis Sommer 1994 operiert worden waren, und umfaßt 366 Kinder (52,6 %) und 331 Erwachsene (47,4 %), die mindestens ein Jahr implantiert waren. Es wurden 604 Nucleus-Implantate, 50 Clarion-Implantate sowie 43 andere Implantate eingesetzt. Ergebnisse: Intraoperativ fanden sich 74 (10,6 %) Cochleae zum Teil oder total obliteriert, bei 7 Patienten fand sich ein Gusher-Phänomen. Postoperativ zeigte sich bei 7 (2,1 %) erwachsenen Patienten eine Fazialisparese, die sich bei 2 erwachsenen Patienten (0,6 %) nur zum Teil zurückbildete. Bei den Kindern ergab sich eine transiente Fazialisparese (1 Patient, 0,27 %). Achtmal wurde ein Serom, bei 14 Patienten eine deutliche Wundinfektion beobachtet. Bei 5 von 12 Patienten mit einer Implantation in eine Radikalhöhle erfolgte eine Revision wegen Elektrodendislokation. 12 Patienten wurden reimplantiert zum Austausch des Implantats gegen ein magnettragendes Modell. Bei 18 (5,4 %) der erwachsenen Patienten entwickelte sich ein Cholesteatom, bei 14 Kindern konnte eine intermittierende purulente Otitis media konservativ beherrscht werden. Bei 8 Patienten erfolgte wegen technischem Defekt die Reimplantation. Schlußfolgerungen: Zusammenfassend ergaben sich typische otologische Komplikationen in geringer Frequenz ohne das Auftreten lebensbedrohlicher Ereignisse, wie z. B. einer Meningitis. Die Cochlear Implant-Chirurgie ist insgesamt als sicher anzusehen, wobei der Patient insbesondere auf die typischen ohrchirurgischen Komplikationen hinzuweisen ist. Voraussetzung für eine niedrige Komplikationsrate ist jedoch, daß die Cochlear Implant-Chirurgie in großen Zentren durch erfahrene Otochirurgen erfolgt, die mit den operations-spezifischen Problemen umgehen können und die Behandlung der postoperativen Komplikationen beherrschen. Eine Langzeit-Kontrolle der Patienten ist darüber hinaus erforderlich, um technische Fehler und medizinische Probleme erkennen und entsprechend beheben zu können. Background: In a retrospective analysis we evaluated the complication rate in 697 patients after cochlear implantation between 1985 and 1995 (366 children, 331 adults; 604 Nucleus, 50 Clarion and 42 other implants). Results: Intraoperatively in 74 cases (10.6 %) total or partial cochlear obliteration was found, a CSF gusher occured in 7 cases. Minor complications such as seroma (8 adults), wound infections (14 patients), emphysema, and swelling were successfully treated with conservative methods and drugs. Seven (2.1 %) adults showed facial nerve palsy postoperatively with incomplete recovery only in 2 of them (0.6 %). No permanent facial nerve palsy was observed in children. Cholesteatoma developed in 18 adults (5.4 %), which was treated by revision surgery. Conclusions: In conclusion, cochlear implant surgery is a safe procedure with a low complication rate. However, Cochlear implantation should be performed by well experienced ear surgeons who can properly handle intraoperative and postoperative problems. The patients should be informed about the typical risks of ear surgery including implant removal due to infection or technical defects, facial nerve palsy, vertigo and, especially in adults, increased tinnitus. 01 Die Publikation enthält Daten der Dissertationen von Susanne Tempel und Katharina Johann.

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