Neurologische Befunde (insbesondere „Entwicklungsreflexe“) bei über 75 jährigen Altenheimbewohnern

Abstract
86 residents of several homes for the aged in Berlin, aged 75 to 96 years (mean age 86.3 years), were examined neurologically. Many showed the following aberrant neurological signs: Pallaesthesia and dermolexia were extinct in the lower extremities; the ankle jerks could not be elicited; the palmomental, orbicularis oris reflex, grasping and the snout reflexes were positive; there was a hypokinetic-hypertonic motor syndrome. The statistical analyses and the follow-up dynamics of our findings argue for such age-dependent changes of the CNS as the basis for the grasping and snout reflexes and for the involuntary movements of the elderly. 86 Berliner Altenheimbewohner im Alter zwischen 75 und 96 Jahren (Durchschnittsalter 83,6 Jahre) zeigten auffällig häufig folgende beidseitige neurologische Befundabweichungen: Pallaesthesie und Dermolexie sind an den unteren Extremitäten erloschen. Der Achillessehnenreflex ist nicht auslösbar. Palmomentalreflex, Orbicularis oris-Reflex, Handgreifreflex und orale motorische Schablonen fallen positiv aus. Die Motorik ist durch ein hypokinetisch-hypertonisches Syndrom gekennzeichnet. Die statistischen Analysen und die Verlaufsdynamik sprechen dafür, daß vor allem den Greifreflexen, oralen motorischen Schablonen und den unwillkürlichen Spontanbewegungen „altersphysiologische“ oder zur Zeit nicht erkennbar krankhafte Veränderungen des Zentralnervensystems zugrunde liegen könnten. Inwieweit diese Abweichungen vom „normalen“ neurologischen Befund doch noch krankhaften Prozessen zuzuordnen sind, bedarf weiterer Prüfung.