Auswirkungen des GMG (GKV-Modernisierungs-Gesetz) auf hausärztliche Verordnungen am Beispiel des akuten Hustens
- 10 September 2004
- journal article
- other
- Published by Georg Thieme Verlag KG in Zeitschrift für Allgemeinmedizin
- Vol. 80 (9) , 366-370
- https://doi.org/10.1055/s-2004-820384
Abstract
Einleitung: Mit der Einführung des GMG (Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen Krankenversicherung) zum 1.1.2004 wurde u. a. geregelt, dass nicht-verschreibungspflichtige Medikamente nicht mehr zulasten der gesetzlichen Krankenversicherungen verordnet werden dürfen. Es sind daher Veränderungen im Verordnungsverhalten bei akutem Husten zu erwarten, weil hier bisher in mehr als der Hälfte aller Fälle nicht-rezeptpflichtige Medikamente verordnet wurden. Methode: Sekundärauswertung der Kontrollgruppe einer weiter angelegten Interventionsstudie. Da die Kontrollgruppe keinerlei Intervention im Rahmen der Studie erfuhr, soll durch den Vergleich der Verordnungen der Ärzte vor und nach Einführung des GMG analysiert werden. In die hier dargestellte Analyse wurden 27 Praxen eingeschlossen. Ergebnisse: Signifikante Änderungen (p < 0,05) in der Verschreibungshäufigkeit konnte für Antibiotika und Antitussiva festgestellt werden. Waren in 2003 in 53 % der Fälle Antibiotika verordnet worden, so stieg der Anteil in 2004 um 6 % auf 59 % an. Bei den Antitussiva stieg der Anteil der Verordnungen um 4 %, von 12 % auf 16 %, an. In 2004 kam es bei den nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten erwartungsgemäß zu einer deutlichen Verschiebung von Verordnung zu Empfehlung. So waren 2003 in 43 % der Fälle Mukolytika verordnet und in 9 % empfohlen worden, in 2004 wurden in 26 % der Fälle Mukolytika verordnet und in 22 % empfohlen. Analgetika/Antipyretika wurden 2003 in 13 % der Fälle verordnet und in 6 % empfohlen. In 2004 wurden in 5 % der Fälle Analgetika/Antipyretika verordnet und in 11 % der Fälle empfohlen. In der Gesamtgrößenordnung (Verordnung und Empfehlung gepoolt) machen sich die beschriebenen Veränderungen bei den nicht-verschreibungspflichtigen Medikamenten jedoch praktisch nicht bemerkbar. Schlussfolgerungen: Der deutlicher Rückgang der Verordnung von nicht-verschreibungpflichtigen Medikamenten mit einem Anstieg der Empfehlungen zeigt, dass das GMG in diesem Punkt sein Ziel erreicht hat. Der hier beobachtete Anstieg von Verordnungen von Antibiotika muss auf dem Hintergrund von Nebenwirkungen und zunehmender bakterieller Resistenzentwicklungen jedoch sehr bedenklich stimmen. Background: On January 1, 2004, the GMG (law modernizing the German health care system) came into effect. From that date on over the counter drugs (OTCs) were excluded from being reimbursed by the German sickness-funds. Until 2004 OTCs were prescribed for more than half of all patients seeing their GP due to acute cough. Changes in prescription behaviour for these encounters were likely, with the expectation that doctors changed to other drugs still being reimbursed. Methods: Comparison of prescription-rates of 27 GPs in the control group of a randomised intervention study before and after the new law came into effect. Results: Prescriptions for antibiotics and antitussives (mostly codeine) increased significantly (p < 0.05): In 2003 antibiotic were prescribed in 53 % of all cases and antitussives in 12 %. In 2004 antibiotic prescriptions increased to 59 % and antitussives to 16 %. Prescriptions for OTCs decreased dramatically but recommendations raised nearly the same way so that the overall use of OTCs (expectorants in approx. 50 % of all cases, analgesics in approx. 17 % of all cases) did not differ considerably. Conclusions: The notable reduction in prescriptions for OTCs with an increase of recommendations shows that the GMG succeeded in this particular objective. The observed increase in prescriptions for antibiotics is quite worrying on the background of possible harmful side effects and increasing bacterial resistance patterns.Keywords
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