Fluoreszenzdiagnostik mit 5-ALA-Thermogel bei zervikaler intraepithelialer Neoplasie

Abstract
Fragestellung: Die lokale Applikation von flüssigen Pharmaka vor die Portio uteri ist ein bisher ungelöstes Problem. Deshalb wurde die Pharmakokinetik und Selektivität von 5-Aminolävulinsäure (5-ALA) aus 5-ALA-Thermogel bei Patientinnen mit zervikaler intraepithelialer Neoplasie (CIN) evaluiert. Das neuartige Thermogel Pluronic F127, welches im kalten Zustand in flüssiger Form vorliegt, geht bei über 31°C in einen gelartigen Zustand über und gewährleistet so eine verbesserte Anhaftung von 5-ALA an die Portio. Methoden: Bei 27 Patientinnen mit CIN 1–3 wurden 0,5–12 h vor Konisation 10 ml eines 4-, 10- oder 20%igen 5-ALA-Thermogels auf die Portio uteri aufgetragen. Danach wurden Biopsien von CIN-Läsionen und normalem Gewebe entnommen, die histologisch, fluoreszenzmikroskopisch und fluoreszenzspektrometrisch untersucht wurden. Ergebnisse: Das Thermogel Pluronic F127 erwies sich einfach in der klinischen Handhabung und sehr geeignet als Medium für die lokale Applikation. Die Porphyrinfluoreszenz erreichte ihr Maximum bei der Verwendung von 10%igem 5-ALA-Thermogel und einem Inkubationsintervall von über 2 h. Es wurde eine statistisch signifikante höhere Porphyrin-Fluoreszenzintensität in den CIN-Arealen (1116 ± 241 WE) festgestellt als im normalen umgebenden Plattenepithel (704 ± 166 WE, p < 0,05). Nach 4–6 h war eine maximale Porphyrin-Fluoreszenzintensität im dysplastischen Epithel zu sehen. Die Tumorselektivität erreicht nach über 2 h eine Tumor-zu-Normalgewebe-Ratio von 3,5 bei CIN 3. Schlussfolgerungen: Aufgrund dieser Ergebnisse eignet sich das neuartige Wirkprinzip des Thermogels Pluronic F127 als neue Form der lokalen präzervikalen Applikation von Pharmaka wie Photosensibilisatoren. Für die photodynamische Therapie ist eine Verwendung von 10%igem 5-ALA-Thermogel mit einem Zeitintervall von 4–6 h zu empfehlen.