Der lokale Tetanus und seine Entstehung

Abstract
Die lokale Muskelstarre beim Tetanus beruht nicht auf einer Intoxikation des Zentralnervensystems oder einer direkten Einwirkung des Tetanusgifts auf die Muskeln (Zupnik), sondern auf einer Intoxikation der peripherischen Nerven. Das Tetanustoxin wird nicht in den Achsenzylinderfortsätzen der peripherischen Nerven „fortgeleitet”, sondern in der Substanz der Markscheiden der Nervenfasern abgelagert und gebunden (chemische Affinität). Das Zustandekommen des Starrkrampfs ist durch Störung der Isolierung zwischen sensiblen und motorischen Nervenfasern in den gemischten peripherischen Nervenbahnen infolge Veränderung der Marksubstanz durch das Tetanustoxin zu erklären. Die Substanzen der Markscheide (Lipoide) wirken in der Blutbahn kreisend antitoxisch. Entstehung der Antitoxine und Erklärung der immunisierenden Wirkung des Gehirnbreis (Versuche von Wassermann und Takaki). Nach Ausbruch des Starrkrampfs ist ein Nutzen von der Antitoxin-Behandlung nicht zu erwarten. Der Wert aller Serumtherapie beruht in der Prophylaxe.