Abstract
Bei der programmiert‐isothermen Reaktionsführung wird ein Reaktionsgemisch mit gleichbleibender Geschwindigkeit bis zu einer vorbestimmten Temperatur aufgeheizt. Anschließend läßt man es isotherm weiterreagieren. An einem Gas‐Chromatographen, der die Regeleinrichtungen für die programmiert‐isotherme Temperaturführung besitzt, wurde die Trennsäule durch ein Reaktionsgefäß ersetzt und darin mittels des Wärmeleitfähigkeitsdetektors die Wasserentstehung bei der Vernetzung von Polyvinylalkohol (PVA) allein sowie im Gemisch mit Polyacrylsäure (PAS) bis 150°C (übersichtsreaktionen bis 300°C) programmiert‐isotherm untersucht. In Verbindung mit IR‐Spektren und mit Literaturangaben kann wahrscheinlich gemacht werden, daß die Reaktion des PVA bis 200°C eine vernetzende Verätherung darstellt, die mit eine Verdichtung der kristallinen Struktur verbunden ist. Erst oberhalb von 200°C überlagert sich merklich die Bildung von konjugierten Doppelbindungen und nachfolgende Zersetzung. Im Gemisch PVA/PAS (1:1) setzt die Reaktion erst bei etwas höherer Temperatur ein; sie verläuft formal nach 1. Ordnung. Die IR‐Spektren machen wahrscheinlich, daß es sich um eine Veresterung handelt und daß die in reinem PVA stattfindende Kristallisation und Verätherung im Gemisch mit PAS weitgehend unterdrückt wird. Die Verschiedenartigkeit der Vernetzung und des molekularen Ordnungsgrades bei PVA allein einerseits, bei seiner Mischung mit PAS andererseits, ist eine wesentliche Voraussetzung für das quergestreifte kontraktile System nach W. KUHN.