Die Geldpolitik der Deutschen Bundesbank 1967 — 1977
Open Access
- 1 January 1978
- journal article
- Published by Duncker & Humblot GmbH in Credit and Capital Markets – Kredit und Kapital
- Vol. 11 (1) , 3-29
- https://doi.org/10.3790/ccm.11.1.3
Abstract
Die Geldpolitik der Bundesbank in den Jahren von 1967 bis 1977 umfaßt in doppelter Hinsicht zwei recht unterschiedliche Perioden. Zum einen gehören die Jahre bis einschließlich 1971 noch stärker in die freilich auslaufende Periode der hohen Prosperität in der Nachkriegszeit mit relativ starkem Wachstum, geringer Arbeitslosigkeit und gebremster Geldentwertung. In den darauffolgenden Jahren haben sich die realen Voraussetzungen für die wirtschaftliche Entwicklung erheblich verschlechtert. Zum andern erfolgte für die Geldpolitik der Bundesbank eine Zäsur mit dem Übergang zu flexiblen Wechselkursen im Frühjahr 1973. Bis dahin bestand eine wesentliche Aufgabe der Bundesbankpolitik darin, die übermäßige Schaffung von Zentralbankgeld durch Ankauf von Devisen durch liquiditätsabschöpfende Maßnahmen zu neutralisieren. Ungestüme Ausweitungen der Geldmenge und eine Aufblähung des Preisniveaus waren aber gleichwohl nicht zu verhindern. Mit dem Übergang zu flexiblen Wechselkursen haben sich die Bedingungen für die Geldpolitik verbessert. Die Schaffung von Zentralbankgeld ist nun wieder mehr eine Folge der - leichter beeinflußbaren - Inlandsgeschäfte der Bundesbank. Die außenwirtschaftliche Abhängigkeit ist gleichwohl noch bedeutend: Interventionen im Europäischen Wechselkursverbund spielen ebenso eine Rolle wie der Zwang, übermäßige Kursausschläge gegenüber anderen Währungen in Schach zu halten. Die Geldpolitik der Bundesbank hat den größeren Aktionsradius, den sie mit dem Übergang zum Floating gewann, zunächst - und mit ziemlichem Erfolg - zur Eindämmung der Inflationstendenz und der Inflationserwartungen genutzt. Im späteren Verlauf war sie wieder stärker an der Einflußnahme auf Konjunkturbewegungen und Wechselkursschwankungen orientiert. Die Vorankündigung einer vertretbaren Ausweitung der Geldmenge (definiert als Zentralbankgeldmenge) ist ein Versuch der Objektivierung der Geldpolitik, der bisher in der Öffentlichkeit positiv aufgenommen wurde, über den ein endgültiges Urteil aber noch nicht abzugeben ist.Keywords
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