Abstract
Zusammenfassung: Im medizinischen Diskurs, zunehmend aber auch in der ärztlichen Praxis, wird die Tendenz sichtbar, Handlungspotentiale des Patienten zu mobilisieren. Damit kommt eine Paradoxie zum Tragen, die schon in die Struktur der modernen Medizin eingebaut ist: Einerseits führte die Durchsetzung professioneller Autonomie dazu, daß der Patient von der Kontrolle des medizinischen Wissens ausgeschlossen wurde. Insofern die Medizin personenbezogene Dienstleistungen erbringt, strebt sie andererseits immer auch dessen Orientierung auf der Grundlage medizinischen Wissens an. Mit dem Risikofaktorenkonzept und einer verstärkten Mobilisierung des Patienten spitzt sich dieses Spannungsverhältnis heute drastisch zu. Unter dem Aspekt der „compliance“ wird der Patient zum Objekt eines neuen Diskurses und mit ihm verknüpfter Disziplinartechnologien.

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