„Der Sozialismus braucht den ganzen Menschen“

Abstract
Zusammenfassung „Volkseigene Betriebe“ der DDR mußten wie alle Organisationen darum ringen, ihre Interessen mit jenen der Mitarbeiter in Einklang zu bringen. Die von der Organisationsumwelt vorgeschriebenen formalen Strukturen verhinderten hier allerdings ein selbstorganisiertes Zusammenspiel zwischen den vertraglichen und den nichtvertraglichen Aspekten der sozialen Organisation der Arbeit. Gleichzeitig bewirkte das Versagen des Plans, daß die Aufrechterhaltung der Produktion immer mehr von nichtvertraglichen Leistungen abhing. Diese „freiwilligen“ Leistungen waren weitgehend sublegal, da sie zwangsläufig Regelverletzungen der institutionalisierten Ordnung einschlossen. Dennoch entstand dadurch innerhalb und zwischen den Betrieben eine umfassende Schattenwirtschaft. Die vollständige Entkoppelung der nur noch zeremoniell dargebotenen formalen Struktur der VEB von den ausschlaggebenden, hinter der Bühne ablaufenden Handlungen verursachte indes nicht nur eine bemerkenswerte Ineffektivität der Betriebe. Sie führte auch dazu, daß sich Vertrauen und Solidarität unter Bedingungen entwickelt haben, die nur im Schatten der Hinterbühne, nicht aber im wirklichen Leben gelten.

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