Der Einfluss der hyperbaren Sauerstofftherapie auf den Tinnitus und den Hörverlust bei akuten und chronischen Innenohrschäden
- 1 January 1995
- journal article
- Published by S. Karger AG in Oto-Rhino-Laryngologia Nova
- Vol. 5 (3-4) , 161-169
- https://doi.org/10.1159/000313199
Abstract
Vor 25 Jahren wurden die ersten erfolgreichen Ergebnisse mit der hyperbaren Sauerstofftherapie (hyperbare Oxygenation, HBO) bei verschiedenen akuten Erkrankungen des Innenohres publiziert. Seitdem wurden 68 Publikationen verÖffentlicht mit 4280 Patienten, die aufgrund unterschiedlicher Innenohrerkrankungen nach erfolglosen konventionellen Behandlungsversuchen mit hyperbarem Sauerstoff therapiert wurden. In der vorliegenden Übersicht wurden die Ergebnisse aus der Literatur kritisch referiert und mit eigenen aktuellen klinischen Studien hinsichtlich der HÒrverbesserung und der Wirkung auf den Tinnitus bei Patienten mit einem idiopathischen HÖrsturz oder Knall- und LÄrmtraumata verglichen. Wenn die hyperbare Sauerstofftherapie zwischen der 2. und 6. Woche nach Beginn der Erkrankung nach erfolgloser Vorbehandlung mit konventionellen Therapieverfahren begonnen wurde (sekundÄre HBO-Therapie, 46 Publikationen mit 2338 Patienten), konnte noch ein absoluter HÖrgewinn um mehr als 20 dB in mehr als drei Frequenzen in 54,3% der FÄlle erreicht werden, wobei 11 % dieser FÄlle wieder ein normales GehÖr erlangten. In 45,7% der FÄlle konnte nur noch ein HÖrgewinn um 10–20 dB (32,3%) oder weniger als 10 dB (13,4%) erzielt werden. In nur sieben der obengenannten 46 Publikationen wurde auch der Effekt auf den Tinnitus berÜcksichtigt (1223 Patienten): 4% der FÄlle hatten nach der sekundÄren HBO-Therapie keinen Tinnitus mehr, 81,3% gaben eine deutliche IntensitÄtsminderung an, bei 13,5% blieb der Tinnitus unverÄndert und 1,2% bemerkten eine Verschlechterung. Diese klinischen Ergebnisse sprechen dafÜr, dass die HBO-Therapie selbst nach erfolgloser Vorbehandlung bei bis zu 6 Wochen alten InnenohrschÄden infolge eines HÖrsturzes oder Knall-und LÄrmtraumata gerechtfertigt und zu empfehlen ist. Bei erfolglos vorbehandelten chronischen InnenohrschÄden, bei denen der Erkrankungsbeginn mindestens 1 Monat bis mehrere Jahre zurÜcklag (2 Studien mit 1539 Patienten) konnte mit der sekundÄren HBO-Therapie noch in 34,6–36,6% der FÄlle mit einem absoluten HÖrgewinn um mehr als 7,5 dB bis z.T. Über 20 dB in mehr als drei Frequenzen erzielt werden. Eine deutliche Reduktion bis Heilung des Tinnitus gaben 37,1% (von 202 Patienten) bzw. 50,7% (von 1371 Patienten) an; bei 62,9% (von 202 Patienten) bzw. 41,2% (von 1371 Patienten) blieb der Tinnitus unverÄndert; 8,1% (von 1371 Patienten) bemerkten eine vorÜbergehende Verschlechterung des Tinnitus. Wenn der InnenohrschÄden vor der hyperbaren Oxygenation hingegen lÄnger als 3 Monate bis mehrere Jahre bestanden hatte (1 Studie mit 45 Patienten), konnte keine HÖrverbesserung mehr erreicht werden, aber 33,4% dieser FÄlle bemerkten eine IntensitÄtsminderung und 6,6% eine temporÄre Verschlechterung des Tinnitus. Ausweislich der wenigen bisher vorliegenden Nachuntersuchungsergebnisse muss derzeit noch davon ausgegangen werden, dass der therapeutische Effekt bei chronischen InnenohrschÄden bei der Überwiegenden Mehrzahl der Patienten nur von vorÜbergehender Dauer ist.This publication has 0 references indexed in Scilit: