Die Beleuchtung des Leseplatzes im privaten Wohnbereich Sehbehinderter - Eine klinische Studie an 91 Sehbehinderten1

Abstract
Hintergrund Die Beleuchtungsstärke und Qualität der Beleuchtung des häuslichen Leseplatzes sind für Sehbehinderte ein wichtiges unterstützendes Hilfsmittel. Die Kontrastwahrnehmung kann angehoben und die Blendempfindlichkeit reduziert werden. Im Anfangsstadium vieler Augenerkrankungen, die häufig mit einer Kontrastminderung einhergehen, ist eine optimale Beleuchtung das Hilfsmittel, mit dem die Lesefähigkeit am schnellsten wieder hergestellt werden kann.Patienten und Methoden Bei 91 Sehbehinderten, 76 waren mit optischen Hilfsmitteln und 15 mit Bildschirmlesegeräten versorgt, wurden die Beleuchtungsbedingungen an den Leseplätzen in ihren Wohnungen beurteilt. Gemessen wurden die Beleuchtungsstärke, erfasst die Art der Lichtquelle, die Lichtquellenlokalisation, die Lichteinfallsrichtung und die Schattigkeit. Die Sensibilität der Sehbehinderten für Beleuchtungsfragen wurde anhand einer 5-stufigen Skala ermittelt.Ergebnisse Von 76 Sehbehinderten mit optischen Sehhilfen hatten 22 einen separaten Leseplatz wie Schreibtisch oder Klubtisch. In der Mehrzahl wurde am Wohnzimmer- oder Küchentisch gelesen. 10 % dieser 76 Leseplätze wiesen Beleuchtungsstärken ≥ 5000 lx auf, 63 % < 500 lx. Glühlampenlicht dominierte bei der künstlichen Beleuchtung. 60 % aller Leseplätze wurden durch eine Allgemeinbeleuchtung versorgt, nur 40 % hatten eine leseplatzbezogene Beleuchtung. Die 15 Bildschirmlesegeräte wiesen Kontrastverluste durch die Raumbeleuchtung von 1 % bis 7 % auf. Die Sehbehinderten sind für Fragen einer guten Beleuchtung zu 90 % sensibilisiert, was im Widerspruch zu den vorgefundenen Beleuchtungsverhältnissen steht.Schlussfolgerungen Die häuslichen Leseplätze Sehbehinderter weisen gravierende Defizite in der Beleuchtung aus. Da die Sehbehinderten diesen Mangel nicht selbst erkennen, wäre eine Hilfestellung durch Augenärzte, Augenoptiker, Low-Vision-Trainer, Orientierungs- und Mobilitätstrainer oder Trainer für lebenspraktische Fertigkeiten wünschenswert. Background The illuminance and quality of illumination are important factors for visually impaired people to improve contrast sensitivity and reduce glare sensitivity at domestic reading places. The ability of visually impaired people to read can often be improved by simple strategies. At the onset of multiple ophthalmic diseases an optimum of lighting is often the tool of choice to restore reading capability.Patients and Methods 91 visually impaired people were included in this study. 76 were equipped with optical reading tools and 15 used a television reading aid. The illumination conditions of reading places were investigated. This included measurements of illuminance and information about the light source and localization, direction of light and modelling. The understanding of the importance of optimal illumination was judged by a graded scale from 1 - 5.Results Twenty-two of the 76 visually impaired people equipped with optimal reading tools were using an extra reading place. All others used livingroom or kitchen tables as their preferred reading place. 10 % of the reading places had a illuminance of above 5000 lx, whereas 63 % had less than 500 lx. Incandescent lamps dominated as artificial light sources. In 60 % of all reading places ceiling light sources were predominant. Only 40 % of the patients used an additional reading place illumination. For television reading aids the ceiling light caused a decrease of contrast sensitivity in 1 % - 7 %. If questioned, 90 % of the patients were highly sensitive to problems of good illumination of their reading places. This is, as our study revealed, in contrast to the conditions under which most of the visually impaired people read.Conclusions Domestic reading places revealed considerable deficits concerning the illumination. Most visually impaired people do not realize this problem. Ophthalmologists, opticians, low-vision-, orientation- and mobility-trainers are recommended for rehabilitation. 1 Manuskript erstmalig eingereicht am 12. 11. 00 und in der vorliegenden Form angenommen am 12. 10. 01.

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