Zum Einfluss der WHI-Studie auf die Hormonsubstitution in der Praxis - Ergebnisse einer Umfrage unter Frauenärzten/innen in Berlin

Abstract
Kaum eine Studie hat in der Vergangenheit in unserem Fach zu einer derartig emotional belegten Diskussion geführt wie die Women's Health Initiative Study (WHI). In der vorliegenden Studie sollte daher der aktuelle Einfluss der WHI-Studie auf das praktische Management in der gynäkologischen Arztpraxis erfragt sowie hieraus resultierende Veränderungen analysiert werden. Im September 2002 wurden 558 anonymisierte Fragebogen an alle niedergelassenen Gynäkologen/innen in Berlin versendet. Schwerpunkt der Befragung war das Management und die Indikationen vor und nach der Veröffentlichung der WHI-Studie. Die Rücklaufquote betrug 229 (41 %). Während in der Gruppe der Ärzte mit einem Dienstzeitalter bis zu 20 Jahren (50. Perzentile) 49 % angaben, nach Publikation der WHI-Studie weniger Hormone zu verordnen, waren es bei den Gynäkologen mit einer Dienstzeit von mehr als 20 Jahren nur 27 % (p = 0,001). Lediglich 13 % der befragten Ärzte fühlten sich durch Fortbildungsveranstaltungen und die Medien „sehr gut informiert“. 73 % gaben an, „gut bis mäßig informiert“ zu sein und 14 % fühlten sich „schlecht informiert“. Nur 10 % der Befragten gaben an, den derzeitigen Meinungsbildnern zu vertrauen. Der gleiche Anteil (11 %) vertraute den Meinungsbildnern „gar nicht“. Die Kollegen mit einer Dienstzeit von mehr als 20 Jahren vertrauten den Meinungsbildnern dabei tendenziell eher (14 %) im Vergleich zu den kürzer Tätigen (6 %) (p > 0,05). Der vorzeitige Abbruch eines Studienarms einer der größten in den USA durchgeführten Studien zur Hormonersatztherapie hat zu einer großen Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Medien und der Laienpresse geführt. Unsere Umfrage macht deutlich, welche große Unsicherheit bei der HRT durch die WHI-Studie hervorgerufen wird, während die recht hohe Rücklaufquote das Interesse an dieser Thematik deutlich macht. Zur endgültigen Abklärung des Nutzens und der Risiken bei der in Deutschland eingesetzten HRT sind weitere Studien notwendig. The discontinuation of one arm of the Women's Health Initiative (WHI) study in 2002 received much attention in the lay and the professional media worldwide. We studied whether the results of the WHI study affected clinical management of hormone replacement therapy (HRT) by practicing gynecologists. In September 2002 we sent structured questionnaires to all practicing 558 gynecologists in Berlin to survey their management of HRT before and after publication of the WHI study. Results were analyzed according to how long the physicians had been in practice. The overall response rate was 41 %. Of physicians in practice for less than 20 years, 49 % prescribed HRT less frequently after release of the WHI findings, compared with 27 % of physicians in practice for more than 20 years (P = 0.001). Overall, 13 % of physicians considered themselves well informed on the subject of HRT, 73 % felt themselves well to adequately informed, and 14 % felt poorly informed. 10 % of physicians expressed trust in current opinion leaders whereas 11 % expressed no trust. Physicians in practice for more than 20 years tended to trust opinion leaders more often than their younger colleagues did (14 vs. 6 %, P > 0.05). Our survey indicates that the WHI results have affected clinical practice regarding HRT in Germany and have caused uncertainty among physicians. The high response rate reflects interest in the subject.

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