Diagnostische Differenzierungsfähigkeit von psychopathologischen Symptomen bei schwierigen Differentialdiagnosen

Abstract
Untersucht wird die Frage, inwieweit sich psychiatrische Krankheiten mit Hilfe psychopathologischer Symptome unterscheiden lassen. In die Analyse einbezogen wurden die auf dem AMP-System dokumentierten Aufnahmebefunde von 2269 Patienten, die in den Jahren 1971 bis 1976 in der Psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin aufgenommen wurden. Die häufigste Hauptdiagnose in der Stichprobe ist Schizophrenie (32%), gefolgt von Neurosen (22%), affektiven Psychosen (14%), Suchten (6,7%) und organischen Psychosen (6,2%). Wir konnten nachweisen, daß selbst solche diagnostischen Gruppen sich auf Symptomebene in den meisten Fällen unterscheiden lassen, zwischen denen sich häufig differentialdiagnostische Schwierigkeiten ergeben: so z.B. organische Psychosen versus paranoide Schizophrenien und depressive Neurosen versus depressive Psychosen, während dies bei manischen Syndromen bei schizoaffektiven Psychosen versus manische Syndrome bei affektiven Psychosen kaum möglich ist. Diese Unterscheidbarkeit bezieht sich allerdings auf die diagnostischen Gruppen; für den individuellen Patienten sind die Symptome zur Zuordnung zu bestimmten Diagnosen nur bedingt tauglich. Denn sehr wenige Symptome sind pathognomonisch, und soweit überhaupt pathognomonische Symptome für eine diagnostische Gruppe existieren, weist nur ein kleiner Prozentsatz der Patienten mit dieser Diagnose sie auf. We investigated the extent psychiatric illnesses can be differentiated by means of psychopathological symptoms. The present condition of 2269 patients was analyzed; they had been admitted to the Psychiatric Clinic of the Free University of Berlin during 1971–1976, as documented by the AMP (PAS) documentation system. The most frequent diagnosis in the sample was schizophrenia (32%), followed by neurosis (22%), affective psychosis (14%), addiction (6.7%), and organic psychosis (6.2%).