Zahlreiche “rote‐liste‐arten” epigäischer raubarthropoden auf grossen agrarflächen mitteldeutschlands*

Abstract
In den Jahren 1991–1995 wurden im Rahmen einer fünfjährigen, getreidereichen Fruchtfolge auf zwei großen Ackerflächen in Sachsen‐Anhalt (Standort Obhausen und Peißen) kontinuierliche Untersuchungen mittels Barberfallen über die Aktivitätsdichten und Artenspektren von Webespinnen (Araneae), Laufkäfern (Carabidae) und Kurzflügelkäfern (Staphylinidae) durchgeführt. Auf den Untersuchungsflächen gelangten chemische Pflanzenschutzmittel nach den Grundsätzen eines integrierten Pflanzenschutzes (Beachtung von Schadens‐ und Bekämpfungsschwellen) in praxisüblicher Weise, gezielt zum Einsatz. Die Durchsicht der Artenlisten der Webespinnen und Laufkäfer ergab einen hohen Anteil sogenannter “Roter‐Liste‐Arten”; (15 ‐20 %). Von den Webespinnen (Araneae) gehören 29 Spezies und von den Laufkäfern (Carabidae) 18 Arten in die “Rote Liste”; der Bundesrepublik Deutschland bzw. Sachsen‐Anhalts. Neben unmittelbar vom Aussterben bedrohten und stark gefährdeten Arten (Kategorie 1 bzw. 2) wurde mit Nurscia albomaculata (Lucas) (Araneae: Titanoecidae) auch eine als ausgestorben bzw. verschollen geltende Spezies nachgewiesen. Der Vorwurf, daß eine unternehmerische, wettbewerbsfähige, auf großen Anbauflächen betriebene Landwirtschaft und ein moderner Pflanzenschutz füs die Einengung und Minderung der Artenvielfalt in der Entomofauna verantwortlich sind, erweist sich als haltlos und spekulativ. Zukünftige ökologische Studien in Agrarlandschaften, die nur Saumbiotope und nicht landwirtschaftlich genutzte Areale berücksichtigen und dabei den Kulturpflanzenbestand ignorieren sind einseitig und unwissenschaftlich, da sie ein lückenhaftes Faunenbild zeichnen und Zweifel an der Glaubwürdigkeit ökologischer Arbeiten aufkommen lassen.

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