Abstract
Außer der Tatsache, daß in allen beschriebenen Tierstämmen Zellen entweder allein oder zusammen mit einem Plasmabestandteil „Gerinnsel” bilden, gibt es keinen Befund zur Gerinnung oder Blutstillung bei Invertebraten, der in allen Stämmen und Klassen übereinstimmend erhoben wurde. Neben der Subjektivität in der Darstellung und Beurteilung (z. B. mikroskopischer Befunde), dem Zustand und Entwicklungsstadium der Versuchstiere und dem verschieden schnellen Ablauf der Gerinnungserscheinungen haben sicherlich die jeweils angewandten Methoden der Blutentnahme und Untersuchung in entscheidendem Maße die Versuchsergebnisse beeinflußt. Bei einer größeren Zahl von Arbeiten handelt es sich nur um die Beschreibung makroskopisch erkennbarer Veränderungen nach Austritt des Blutes bzw. der Körperflüssigkeit. In der Mehrzahl sind die Darstellungen der Gerinnungsverhältnisse aus mikroskopischen Beobachtungen gewonnen, die sich aber in der Technik weitgehend unterscheiden. Beobachtungen eines Bluttropfens auf dem Objektträger, eines hängenden Tropfens (auch in einer feuchten Kammer), eines Blutfilms unter dem Deckglas und eines Bluttropfens, der in Öl eingetaucht ist, sind die am häufigsten angewandten mikroskopischen Untersuchungen, für die das Lichtmikroskop, das Phasenkontrastmikroskop und in einem Fall [Franke (1960)] das Elektronenmikroskop herangezogen wurden. Auf den Einfluß der Methodik auf die Versuchsergebnisse wurde von einigen Autoren immer wieder hingewiesen, zuletzt von Franke (1960), der ein eindrucksvolles Beispiel (Einfluß des pH-Wertes) gibt. Untersuchungsmethoden, die denen der Gerinnungsforschung an Säugetieren entsprechen, wurden bzw. konnten nur bei Arthropoden — und hier wiederum vorwiegend bei Crustaceen — angewandt werden. Die letzteren weisen nicht nur „Gerinnung” eines Plasmabestandteils, sondern vor allem auch ausreichende Blutmengen für solche Untersuchungen auf. Die Blutentnahme bei großen Crustaceen ist relativ leicht, wogegen bei Insekten winzige Ausbeuten und ein intensiver Kontakt mit Wundrändern und fremden Oberflächen nicht zu vermeiden sind. Da eine der wichtigsten Möglichkeiten, den Gerinnungsvorgang zu analysieren, in der Zugabe von Substanzen besteht, deren Wirkung und Eigenschaften bekannt sind (z. B. Inhibitoren der Gerinnung), besteht bei der oft rasch eintretenden Gerinnselbildung die Gefahr, daß zu dem Zeitpunkt, an dem Blut und die zu testenden Substanzen zusammenkommen, die Zell- und Plasmaveränderungen schon so weit fortgeschritten sind, daß eine sichere Beeinflussung nicht mehr zustande kommt. * Den Herren Prof. Dr. F. Seidel, Direktor des Zool. Instituts der Univ. Marburg, sowie Dr. phil. G. Schmidt, Behringwerke Marburg, danken wir für ihre wertvollen Ratschläge und ihre Hilfe bei der Beschaffung der Literatur.