Über familiäre Leukämie
- 1 March 1937
- journal article
- Published by Georg Thieme Verlag KG in Deutsche Medizinische Wochenschrift (1946)
- Vol. 63 (12) , 488-489
- https://doi.org/10.1055/s-0028-1121053
Abstract
Von vier Geschwistern stirbt eine Schwester an myeloischer Leukämie, eine Schwester an lymphatischer Leukämie, eine Schwester leidet an essentieller Hypertonie und leichter Lymphozytose; die Schwester mit lymphatischer Leukämie, diejenige mit Hypertonie und der (gesunde ?) Bruder haben Exophthalmus (die Schwester mit myeloischer Leukämie war mir nicht bekannt). — Die Beobachtung legt die Annahme nahe, daß hormonale Störungen in der Familienanlage begründet sind, letzten Endes vielleicht dienzephal bedingt mit Beziehungen zu Schilddrüse und Hypophyse (cf. Naegeli, Lichtwitz, Curschmann): Hypertonie, Grundumsatzerhöhung, Exophthalmus (vgl. Enzephalopathia thyreotoxica [Riese, Wüllenweber]), Leukämie. Warum die beiden leukämischen Schwestern bezüglich ihrer leukopoëtischen Systeme (Granulozyten und Lymphozyten) mit umgekehrten Vorzeichen erkrankten, bleibt ungeklärt. Mit diesem Hinweis auf die Rolle der Inneren Sekretion bei Leukämie will ich nicht der Ansicht Ausdruck geben, daß Leukämien stets primär auf hormonalen Störungen beruhen. Vielmehr kann offenbar z. B. die Schädigung des einen der beiden Systeme der weißen Blutkörperchen — analog den Verhältnissen auf der Agarplatte (Schulz und Mitarbeiter) — zur Wucherung des anderen Systems bzw. zum Überhandnehmen seiner Zellen im strömenden Blut führen. So sah ich vor wenigen Wochen einen Mann mit Magenkarzinom und Metastasen in Wirbeln und langen Röhrenknochen (Sektionsbefund) neben der bekannten Veränderung des roten Blutbildes (Anämie, Poikilo-Anisozytose, Polychromasie, Megaloblasten) innerhalb von 9 Tagen ein lymphatisches Blutbild (Myelo. 1%, Jugendl. 2%, Stabk. 2%, Segmentk. 2%, Lympho. 93%) bekommen, während die Gesamtleukozytenzahl von 13000 auf 51000 stieg — woraus hervorgeht, daß der Symptomkomplex der Leukämie durch verschiedene Noxen entstehen und von verschiedenen Angriffspunkten des Gesamtsystems (Gehirn [Rosenow], innersekretorischen Drüsen, Blutbildungsstätten) ausgehen kann.Keywords
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