Stoffwechselprodukte von Mikroorganismen. 175. Mitteilung. Tetracenomycin C
- 1 May 1979
- journal article
- research article
- Published by Springer Nature in Archiv für Mikrobiologie
- Vol. 121 (2) , 111-116
- https://doi.org/10.1007/bf00689973
Abstract
Streptomyces glaucescens, Stamm Tü 49=ETH 22794, produziert neben Hydroxystreptomycin die Tetracenomycine, ein Gemisch lipophiler Antibiotica, von denen das mengenmäßig vorherrschende und zugleich das aktivste das Tetracenomycin C ist. Das blaßgelbe, kristallisierte Tetracenomycin C hat die Summenformel C23H20O11 und ähnelt chemisch den Tetracyclinen und den Anthracyclinonen. Tetracenomycin C ist wirksam gegen einige Grampositive Bakterien und vor allem gegen Streptomyceten; Gram-negative Bakterien werden nicht gehemmt. Aufgrund der Unterschiede bei den funktionellen Gruppen, des Wirkungsspektrums und den bislang bekannten Daten zur Wirkungsweise kann Tetracenomycin C weder zu den Tetracyclinen noch zu den Anthracyclinonen gerechnet werden. Der Erfolg der Suche nach neuen Antibiotica hängt in starkem Maße von dem verwendeten Screening-Modell ab. Ein erfolgversprechendes Modell sollte unter anderen zwei Bedingungen erfüllen: Erstens sollen ungewöhnliche, bisher nicht erfaßte Aktivitäten sichtbar werden und zweitens sollen bekannte Substanzen weitgehend ausgeschlossen werden. Ein Screening-Modell, das solche Ansprüche erfüllt, ist die Suche nach Engspektrum-Antibiotica (Zähner, 1974, 1977), die nur wenige Testkeime hemmen. Wie bei einigen anderen “nichtklassischen” Screening-Methoden wird hier auf eine Korrelation zwischen erstem Test und späterer Anwendung verzichtet; der erste Test dient nur als Leitschiene für die Auffindung und Isolierung eines neuen Metaboliten. Erst auf einer zweiten Stufe wird die Frage der Einsatzbarkeit des neuen Metaboliten geprüft. Neuartige Screeningmethoden werden erst seit relativ kurzer Zeit eingesetzt. Es schien uns deshalb lohnend, auch ältere, gut charakterisierte Antibioticaproduzenten auf die Bildung bisher übersehener Sekundärmetaboliten anzusehen. Streptomyces glaucescens (Stamm Tü 49=ETH 22794) ist schon seit längerer Zeit als Produzent von Hydroxy-Streptomycin bekannt (Hütter, 1967). Das Hauptinteresse an diesem Stamm gilt jedoch seiner Genetik, insbesondere den genetischen Grundlagen der Melaninbildung (Lerch u. Ettlinger, 1972; Baumann et al., 1974; Baumann u. Kocher, 1976). Bei der Prüfung dieses Stammes auf Bildung von Engspektrum-Antibiotica fanden wir die Tetracenomycine, ein Gemisch lipophiler Antibiotica. Hauptkomponente ist Tetracenomycin C, das nachstehend beschrieben werden soll. Streptomyces glaucescens, strain Tü 49=ETH 22794, produces hydroxystreptomycin as well as the tetracenomycins, a mixture of several lipophilic antibiotics. The main component and the most active one is tetracenomycin C. Tetracenomycin C has a molecular formula C23H20O11 and is chemically related to tetracyclines and anthracyclinones. The pale yellow antibiotic is active against some gram-positive bacteria, especially against streptomycetes. Gram-negative bacteria and fungi are not inhibited. In considering the differences of biological activity and the functional groups of the molecule, tetracenomycin C is not a member of the tetracycline or anthracyclinone group of antibiotics.Keywords
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- Genetic Analysis in a Melanin-producing Streptomycete, Streptomyces glaucescensMicrobiology, 2000
- Einige Aspekte der Antibiotica‐ForschungAngewandte Chemie, 1977
- Genetic recombination through protoplast fusion in StreptomycesNature, 1977
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- Purification and Characterization of a Tyrosinase from Streptomyces glaucescensEuropean Journal of Biochemistry, 1972
- The structure of aquayamycinTetrahedron, 1970
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