Abstract
Zusammenfassung: Von den etwa 20 in Mitteleuropa vorkommenden Arten der Blattlausfamilie Adelgidae (Homoptera: Aphidina) werden für das Ammerländer Baumschulgebiet in Nordwest‐deutschland 15 Vertreter nachgewiesen. Zum Teil handelt es sich dabei um gefährliche Schädlinge an den Koniferen‐Kulturen. Nur eine Art, Pineus pint, die an der auf Sand‐boden des Geestlandes heimischen Pinus silvestris lebt, wird als endemisch betrachtet. Die anderen 14 Arten werden drei Herkunftsgruppen zugeteilt: 1. Arten, die aus den Gebirgs‐und Hochgebirgswäldern des südlichen Mitteleuropas eingeschleppt worden sind: Eopineus pineoides, Pineus cembrae, Dreyfusia piceae, Cholodkovskya viridana, Adelges geniculates, Adelges tardus, Adelges laricis, Sacchipbantes abietis, Sacchiphantes viridis; 2. Arten, die aus dem Kaukasus‐Gebiet stammen: Pineus orientalis, Dreyfusia nordmannianae; 3. Arten, die mit ihren Wirtspflanzen aus Nordamerika herübergebracht worden sind: Eopineus strobi, Gilletteella cooleyi, Gilletteella coweni. Von den an mittelcuropäischen Abietaceae‐Species lebenden Fichtengallenlaus‐Arten sind fast alle auch nach Nordwestdeutschland eingeschleppt worden. Beim Import der aus Nordamerika stammenden Koniferen‐Arten wurde nur ein Teil der zugehörigen Adelgidae‐Species eingeführt. Von den im Himalaya‐Gebiet und in Ostasien an Koniferen lebenden Vertretern dieser Familie gelangten trotz Imports vieler ihrer Wirtspflanzen bisher noch keine nach Europa.Hinsichtlich der Befallsweise und Schädlichkeit an Koniferen des Ammerländer Baum‐schulgebietes können die dort vorkommenden Adelgidae‐Species drei Gruppen zugeordnet werden: 1. Arten, deren Wirtspflanzen im Baumschulgebiet außerhalb der Kulturen nicht angepflanzt und die nur gelegentlich mit Pflanzmaterial eingeschleppt werden: Eopineus strobi, Pineus cembrae, Pineus orientalis, Dreyfusia picea, Dreyfusia nordmannianae; 2. an‐holozyklisch‐paramonözische Arten, deren Wirtspflanzen im Baumschulgebiet außer in Kulturen auch in Windschutzhecken, Parkanlagen etc. angepflanzt werden und die von diesen Reservoiren aus immer wieder die entsprechenden Wirtspflanzen in den Kulturen befallen können: Pineus pini, Eopineus pineoides, Adelges tardus, Sacchiphantes abietis, Adelges geniculatus, Cholodkovskya viridana, Gilletteella coweni; 3. holozyklisch‐heterözische Arten, deren Primär‐ und Sekundärwirtspflanzen außer in Kulturen auch in Windschutzhecken, Parkanlagen etc. angepflanzt werden und die von diesen Reservoiren aus immer die entsprechenden Wirtspflanzen in den Kulturen befallen und zwischen diesen und den Hecken regelmäßig ihren Wirtswechsel vollziehen können: Adelges laricis, Gilletteella cooleyi, Sacchiphantes viridis.Es wurde festgestellt, daß die in den Ammerländer Baumschulen häufigsten und schäd‐lichsten Adelgidae‐Species den Gruppen 2 und 3 angehören. Ihre Befallsstärke steht meist in Beziehung zur Häufigkeit des Vorkommens ihrer Wirtspflanzen in Daueranpflanzungen in der Nähe der Baumschulkulturen. Es wird darum vorgeschlagen, für die Anlage von Windschutzhecken im gesamten Baumschulgebiet anstelle von Koniferen geeignete Laub‐holzer zu verwenden. Ferner müßte im Baumschulgebiet auch in den privaten und öffent‐lichen Gärten und Parkanlagen die Anpflanzung derjenigen Abietaceae‐ Species einge‐schränkt werden, die als Wirtspflanzen von Fichtengallenlaus‐Arten dienen können. Die für das Ammerland ermittelten Beziehungen zwischen Befallsintensivität der Koniferen‐Kulturen durch Adelgidae‐Species und dem sonstigen Daueranbau von Koniferen gelten prinzipiell auch für die Baumschulen und Pflanzgärten anderer Gebiete.