Mit Hilfe des elektronenmikroskopischen Bildes von Muskeldünnschnitten wird versucht, widerspruchsvolle Anschauungen in der Muskelhistologie zu klären. Bilder von Muskelfasern junger und ausgewachsener Versuchstiere entscheiden die Frage über die morphologische Selbständigkeit der Muskelfibrillen. Ein binnenzelliges Fadensystem zwischen den Fibrillen und seine Beziehungen zur Z-Scheibe werden bestätigt. Grundmembranen und Mittelmembranen im Sinne von Faserüberbrückungen erweisen sich als irrtümliche Annahmen. Durch den Nachweis von Rostebenen in der Filamentanordnung der Fibrillen wird die Bandform der frühen Elektronenbilder mechanisch isolierter Fibrillen geklärt. Das Schnittbild der meisten sarkoplasmatischen Muskelkörner erweist ihre Zugehörigkeit zu den Mitochondrien. Bei der Kontraktion geht die komplizierte Bandstruktur der ruhenden Faser in einen Zustand über, in dem im Schnitt zwischen den dunklen Z-Scheiben (Kontraktionsbändern) nur noch Myofilamente einheitlicher Dicke erkennbar sind. Die „A-Substanz“ scheint sich über die ganze Länge des Segments einheitlich mit den Filamenten zu verbinden, wobei die Doppelbrechung in Q reduziert wird. Verschiedene Argumente sprechen für eine Anreicherung von Phosphor im Bereich von Z. Das Muskelsegment mit dem angrenzenden Fadensystem wird als funktionelle Einheit aufgefaßt, in der sich die anaerobe Phase des Muskelstoffwechsels abspielt. Das Sarkolemm nimmt mit dem Wachstum der Tiere an Dicke zu und ist an den Faserenden verstärkt. Die Theorien der Muskelfaser-Sehnen-Verbindung werden kritisch geprüft. Zirkulär oder spiralig verlaufende episarkolemmale kollagene Fibrillen umschnüren das Faserende. Sie bewirken bei der Kontraktion mit der Muskelverdickung eine sich automatisch verfestigende Verbindung, die eine Kraftübertragung vom gesamten Querschnitt des Faserendes gewährleistet. Die Ausscheidung von fibrillärem Protein durch Fibroblasten und die Entstehung quergestreifter kollagener Fibrillen aus diesem Protein außerhalb der Fibroblasten wird demonstriert. Weitere Zellen des interstitiellen Bindegewebes lassen sich durch Besonderheiten der Protoplasma-Strukturen und der Zellbegrenzung differenzieren. Zur Teilkörpertheorie der Muskel- und Bindegewebs-Fibrillen wird kritisch Stellung genommen.