Abstract
Abstrakt: Nach allgemeiner Auffassung verlaufen die Tonofibrillen der Wirbeltierepidermis in Richtung de|s vorherrschenden Zuges und fangen diesen auf. Solche funktionelle Deutung wird besonders dadurch gestützt, daß mit einer von der Norm abweichenden Zugbeanspruchung auch eine entsprechende Änderung gegenüber dem gewöhnlichen Verlauf dieser Fibrillen besteht (Epithel der Haftscheibe gewisser Knochenfische). Und daß eine Ursache der Tonofibrillenentstehung eben dieser Zug ist, bezeugt das Auftreten besonderer Tonofibrillenstrukturen an lokal beanspruchten Epidermisstellen (z. B. Tonofibrillenstrukturen der Hautnuiskelchen von Anuren). Jedoch dürfte der Zug nicht etwa unmittelbar das submikroskopische cytoplasmatische Gerüstwerk aus Protein- fadonmolekeln faserig verformen, sondern nur eine „Auslösung“ für die Fibrillenbildung darstellen. Denn man kennt auch Tonofibrillen - und darunter die mächtigsten überhaupt vorkommenden -, die distal frei im Cytoplasma ihrer Bildungszellen enden und daher während ihrer Entstehung keiner wesentlichen Zugbeanspruchung unter- liegen können, übrigens auch undere Funktionen wie gewöhnlich vollziehen (Simies- und Haftborsten der Geckoniden). So liegt die Vorstellung nahe, die Tonofibrillenbildung vollziehe sich - gleich der anderer intra- und extracellulärer Fibrillen - durch einen Wachstumsprozeß, einen Polymerisationsvorgang, bei dem Proteingrundbausteine zu parallelisierten Fadenmolekeln sich ordnen. Diese Fibrillenkeime vergrößern sich durch weitere geordnete Anfügung von Bildungsmaterial; stellen sie sich in die Richtung des vorherrschenden Zuges ein, so auch die aus ihnen heranwachsenden Fibrillen. Untersuchung der Epidermis von Hyla in polarisiertem Licht ließ um die obengenannten „Sehnen“ herum Tonoftbrillenringe naeliweisen, und ähnlich auch um den bisher unbekannten Tonofibrillenkegel in der Mündungszelle der Hautdrüsen. Die funktionelle Bedeutung des Ringes liegt im ersten Falle wohl darin, daß er einer Stauchung der Sehne vorbeugt und den an ihr ansetzenden Zug auch seitlich auf die Nachbarschaft verteilt. Der Tonofibrillenkegel um die Drüsenmündung herum aber fängt den Zug auf, dem der Ausführungsgang bei praller Füllung des Säckchens mit Sekret unterliegt, während die Umgürtung des Kegels einer Erweiterung des Mündungskanals durch diesen Zug und beim Auspressen des Sekretes entgegenwirkt.

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