Verdauung und Resorption von Proteinen

Abstract
Es wird ein Überblick über die Ultrastruktur der Dünndarmepithelzelle, insbesondere über deren lumenwärtige Membran, gegeben. Dabei wird auf die in der Bürstensaumregion und im Zellinneren lokalisierten Peptidasen eingegangen. Es wird die Reinigung der für die Spaltung von Nahrungspeptiden wichtigen membrangebundenen Aminopeptidase besprochen und ihre Spezifität am Beispiel der Caseinspaltung erläutert. Die während der Peptidspaltung entstehenden freien Aminosäuren besitzen teilweise einen Inhibitoreffekt auf die Aminopeptidase. Die möglichen verdauungsphysiologischen Konsequenzen werden diskutiert. Im In‐vivo‐Versuch wurde der distale Dünndarminhalt von Ratten im Hinblick auf die Zusammensetzung von Peptiden in Abhängigkeit von der Zusammensetzung verschiedener Nahrungsproteine untersucht. Die Zusammensetzung der Peptide des Darminhaltes ist im wesentlichen unabhängig von der Aminosäurenzusammensetzung der Nahrung; es erfolgt keine deutliche Anreicherung bestimmter Aminosäuren. Die Bedeutung der Resorption von Peptiden wird auch in vergleichenden Resorptions‐untersuchungen deutlich, in denen enzymatische Hydrolysate von Proteinen, also Peptidgemische, der Mischung freier Aminosäuren gleicher Gesamtzusammensetzung gegenüber‐gestellt werden. Am Beispiel des Glycyl‐glycin‐glycin wird dargestellt, daß in bestimmten Konzentrationsbereichen auch Tripeptide teilweise intakt resorbiert werden können. Abschließend wird die Bedeutung der Peptidresorption eingeschätzt, und es werden Konsequenzen für weitere Untersuchungen zur Physiologie und Pathophysiologie der Verdauung gezogen.