Abstract
Das dem Dolantin nahestehende Analgetikum Cliradon kann, wie jedes andere stark schmerzstillende Mittel, zu echten Suchten führen. Dies wird an Hand von 10 in unserer Klinik behandelten Fällen dargestellt, von denen 4 primäre und 6 sekundäre Suchten waren. Das Cliradon wurde dabei in einer bisher noch nicht mitgeteilten Dosierungshohe verwendet (bis zu 100 Amp. tägl. i.v. laufend!). Neben den typischen Erscheinungen einer Sucht (innere Abhängigkeit mit Gewöhnung und Entziehungserscheinungen) hat Cliradon noch die besonders gefährliche Eigenschaft, daß es zu einer raschen Dosierungssteigerung drängt und zu einer starken Einschränkung der Selbstkritik und allgemeiner Gleichgültigkeit führt. Die Abstinenzsymptome können die Form von heftigen vegetativen Krisen annehmen. Es sind in 4 Fällen bisher nicht beschriebene schwere Entzugspsychosen mit deliranten Symptomen beobachtet worden. Die Art und Intensität der bei allen von uns entzogenen Patienten aufgetretenen Abstinenzerscheinungen ist je nach der konstitutionellen und dispositionellen vegetativen Ausgangslage verschieden. Zum Ausschluß einer Sucht nach klinischer Anwendung von Cliradon ist neben genauer stationärer Beobachtung eine chemische Analyse des Harns erforderlich. Da die suchtmachende Wirkung von Cliradon durch die von uns — und anderen Autoren — beschriebenen Fälle erwiesen ist und Cliradon besonders gefahrbringende Eigenschaften besitzt, halten wir die Unterstellung dieses Mittels unter das Opiumgesetz für dringend geboten[ 2 ]. 2 Nach Mitteilung des Niedersächsischen Sozialministeriums sind beim Bundesministerium des Inneren die Vorbereitungen soweit abgeschlossen, daß die Unterstellung der suchterregenden Analgetika Polamidon, Cliradon und Dromoran unter das Opiumgesetz in nächster Zeit zu erwarten ist.

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