Abstract
Im vergangenen Jahrzehnt ist in den USA eine größere Anzahl gesamtwirtschaftlicher ökonometrischer Großmodelle konzipiert worden, die auf die Analyse der ökonomischen Entwicklung und die Gestaltung der Wirtschaftspolitik erheblichen Einfluß gehabt haben. Besonderes Interesse ist dabei in letzter Zeit der Frage entgegengebracht worden, welche Hypothesen über die Transmission monetärer Impulse auf realwirtschaftliche Größen Eingang in diese Modelle gefunden haben. Dieses Interesse resultierte vor allem daraus, daß die mit Hilfe der Großmodelle gewonnenen Prognosen zum Teil recht mangelhaft waren bzw. die daraus abgeleiteten wirtschaftspolitischen Strategien sich vor allem in bezug auf die Inflationsbekämpfung als wenig erfolgreich erwiesen haben. Die These des Verfassers geht dahin, daß die unbefriedigende Effizienz der Großmodelle maßgeblich darauf zurückzuführen ist, daß bei ihrer Konstruktion neuere geldtheoretische Erkenntnisse unzureichend berücksichtigt wurden. Im ersten Teil der Untersuchung werden wesentliche theoretische Charakteristika von neun ökonometrischen Großmodellen dargestellt. Alle Modelle sind stark aus der Sicht der keynesianischen Einkommen-Ausgaben-Theorie konzipiert, d.h. den Nominalzinssätzen wird eine zentrale Transmissionsfunktion zuerkannt, während quantitätstheoretische Vorstellungen kaum Eingang gefunden haben. Das äußert sich bei einem Teil der Modelle vor allem darın, daß die Geldbasis, der Bargeldumlauf, Sicht- und Termindepositen entweder gar nicht in die Modelle aufgenommen oder als endogene Variable behandelt werden, d.h. eine geldpolitische Funktion wird ihnen nicht zuerkannt. Andere Modelle arbeiten mit unzureichend spezifizierten Vermögensrechnungen, oder bestimmen Preisniveau und Nominallöhne exogen. Im zweiten Teil setzt sich der Verfasser mit der Methodik der verwendeten ökonometrischen Schätzverfahren auseinander. Er nimmt dabei bezug auf die Auseinandersetzung zwischen denjenigen, die die Schätzung von den Großmodellen zugrundeliegenden Strukturgleichungen befürworten, und den Monetaristen, die direkte Schätzungen über Gleichungen der reduzierten Form bevorzugen. Dabei wird auf die besonderen Probleme hingewiesen, die auftreten, wenn mit Hilfe einer der beiden Methoden die relative Effizienz geld- oder fiskalpolitischer Maßnahmen ermittelt werden soll. Entscheidend für die unterschiedliche Beurteilung dieser Frage ist nach Ansicht des Verfassers die richtige Bestimmung von exogenen und endogenen Variablen, sowie die adäquate Berücksichtigung der wichtigen Wirkungskanäle der Geld- und Fiskalpolitik. Im dritten Teil wird gezeigt, daß Fehlprognosen und wirtschaftspolitische Irrtümer der letzten Zeit vor allem darauf beruhen, daß mangelhafte geldtheoretische Vorstellungen maßgeblichen Einfluß auf die Konstruktion der Großmodelle hatten. So ist die Bedeutung von Veränderungen des Geldmengenwachstums auf die Inflationsrate nicht erkannt und der Einfluß von Inflationserwartungen auf die Höhe der Nominalzinssätze nicht beachtet worden. Wichtig ist auch die fehlende Unterscheidung von Nominal- und Realgrößen, sowie die von Geld- und Kreditvolumen. So erscheint eine Berücksichtigung dieser Probleme für die Verbesserung der prognostischen Effizienz von Großmodellen als unbedingt notwendig.

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