Gemische von polymeren durch cofällung, III. Mitt. Untersuchung der binären polymersysteme: Polyacrylnitril/acetylcellulose, polyvinylacetat/acetylcellulose und polyvinylacetat/polyacrylnitril

Abstract
Die Änderung der Aktivierungsenergie des thermischen Abbaues von Polymergemischen mit ihrer Zusammensetzung kann zu wertvollen Hinweisen auf die Verträglichkeit oder Unverträglichkeit von Homopolymeren führen. Durch Messung dieser Aktivierungsenergie können sowohl geringe Abweichungen von der Additivitätsregel hervorgehoben und Bereiche maximaler Verträglichkeit abgegrenzt, als auch die thermische Stabilität der gebildeten Pseudolösungen im Vergleich zu den entsprechenden Homopolymeren vorausgesagt werden.Beim Mischen von pseudoverträglichen Polymeren sind im allgemeinen zwei entgegengesetzte Tendenzen zu beobachten: (a) ein Anwachsen der Aktivierungsenergie infolge von Assoziatbildung und somit ein Anstieg der Thermostabilität, (b) ein Abfall der Aktivierungsenergie infolge Bildung fester Lösungen mit Eutektikum, die durch eine geringere thermische Stabilität charakterisiert sind.So bestehen bei AcC/PAN‐Cofällungsgemischen negative Abweichungen der Aktivierungsenergie, wobei sich für das Eutektikum ein Wert von ΔE = −14,8 kcal/Mol ergibt. Tatsächlich sinken die Anfangszersetzungstemperaturen der Cofällungsgemische bis zu 25°C unter die entsprechenden Temperaturen bei den Homopolymeren. Dagegen weisen PAN/PVA‐Cofällungsgemische positive Abweichungen auf, wobei sich für ein 1:1‐Gemisch ein Wert von ΔE = 12,3 kcal/Mol ergibt; entsprechend liegt die Anfangszersetzungstemperatur um 15°C höher als die der Homopolymeren.Bei AcC/PVA‐Gemischen sind keine Abweichungen von der Additivität zu beobachten, was auf das Fehlen von Wechselwirkungskräften hindeutet und somit für Unverträglichkeit dieser Polymergemische spricht.Es wird versucht, eine strukturelle Erklärung für die beobachteten Erscheinungen zu geben.