über den Einfluß der Fütterung von Heu aus Rauchschadengebieten auf wichtige Leistungen der Ziege1

Abstract
Zusammenfassung: Die seit einigen Jahren häufiger auftretenden sogenannten Hüttenrauchkrankheiten und die Beobachtungen und Ergebnisse eines von uns daraufhin im Jahre 1939 durchgeführten Fütterungsversuches mit Heu aus Rauchschadengebieten veranlaßten uns, diesen Versuch zu wiederholen. Er wurde auf dem Versuchsgut Friedland der Universität Göttingen an 10 bunten deutschen Edelziegen durchgeführt, die in 2 Gruppen zu je 5 Tieren eingeteilt und von denen einer Gruppe (Arsenheugruppe) ein durch arsenhaltige Fabrikgase verunreinigtes Heu aus unmittelbarer Nähe eines sächsischen Industriewerkes verabreicht wurde. Den restlichen 5 Versuchstieren wurde selbstgeerntetes Friedländer Heu (Normalheugruppe) gegeben. Von den Ergebnissen dieses Versuches sei folgendes noch einmal hervorgehoben:Wesentlich eindeutigere Ergebnisse brachten jedoch Untersuchungen von Haaren auf ihren Arsengehalt, wobei die ermittelten Werte sich bei den einzelnen Versuchstieren im Verhältnis zur Höhe der mit dem Futter aufgenommenen Arsenmengen hielten. Die Haaruntersuchung erscheint demnach als zweckmäßige Methode zur Krankheitsbestimmung beim lebenden Tier bei Vergiftungsverdacht durch Arsenaufnahme. Die Verunreinigung des Heues durch Arsen ist erheblich. Gegenüber einem Arsengehalt (As2O3) von 16 mg in 1000 g Trockensubstanz bei normalem Friedländer Heu, hatten die beiden Versuchsheusorten aus dem Schadengebiet 445 mg (Wiese an der Zementbrücke) bzw. 1040 mg Arsen (Wiese am Wehr) in 1000 g Trockensubstanz. Das Arsenheu hatte einen durchdringenden Knoblauchgeruch, bei letzterer Versuchsheusorte so stark, daß es scheinbar auch aus diesem Grunde von den Ziegen nicht gefressen wurde und daher als Versuchsheu ausgeschieden werden mußte. Durch die Verfütterung des Arsenheues (445 mg Arsen (As2O3) in 1000 g Trockensubstanz) verschlechterte sich die Freßlust bei den betreffenden Versuchstieren allgemein, besonders aber bezüglich der Heuaufnahme. Gegenüber rund 700 g Heuverzehr je Tier und Tag bei der Normalheugruppe betrug während des Versuches die Heuaufnahme der Arsengruppe knapp die halbe Menge. Die tägliche Arsenaufnahme (As2O3) im Futter machte jedoch gegenüber der Normalgruppe mit rund 9 mg bei der Arsenheugruppe rund 125 mg und damit etwa die 14fache Menge von der der Normalheugruppe aus. Die herabgesetzte Freßlust in Verbindung mit dem schädigenden Einfluß des Arsens wirkte sich bei der Arsenheugruppe während des Versuches in einer starken Abmagerung und damit trotz fortschreitender Trächtigkeit rückwärtigen Gewichtsbewegung der Versuchstiere aus. Hinsichtlich der Milchleistung ließ sich zwischen der Normalheugruppe und 2 Tieren der Arsenheugruppe kein wesentlicher Unterschied feststellen. Es ist jedoch hervorzuheben, daß aus der Arsenheugruppe 3 Tiere infolge Verendens bzw. Frähgeburt im Fütterungsabschnitt vor dem Lammen schon ausgefallen waren und daß für diesen Vergleich aus der Arsenheugruppe nur die beiden besten Tiere der Normalheugruppe gegenüberstanden. Unter Berücksichtigung dieser Umstände war der Milchausfall in der Arsenheugruppe jedoch sehr groß und betrug etwa 60%. Wirtschaftlich waren die Schädigungen der Gesundheit bei den Versuchstieren infolge der Arsenheufütterung am bedeutungsvollsten. Alle 5 Tiere der Arsenheugruppe zeigten die Merkmale der Vergiftung: Haarsträube, Harthäutigkeit, Durchfall u. a. Nur 2 Tiere haben den Versuch ohne größere Schädigungen überstanden und auch normal gelammt. 2 Ziegen sind nach 83‐ bzw. 122tägiger Arsenheufütterung verendet, wobei als Todesursache auf Grund tierürztlichen Untersuchungsbefundes (Analyse der Leber) wohl nur chronische Arsenvergiftung in Frage kommt. Die restliche Ziege dieser Gruppe abortierte nach 63tägiger Tragezeit, sicherlich ebenfalls infolge von Arsenvergiftung, da die Untersuchung des Fötus (Gewicht 37 g) erhöhten Arsengehalt (47 γ) ergab. Infolge weiteren Kümmerns mußte dieses Tier nach Versuchsende geschlachtet werden. Von den 5 Tieren der Arsenheugruppe überstanden demnach nur 2 Tiere den Versuch.Bezüglich der Fruchtbarkeit sei hervorzuheben, daß in der Normalheugruppe 12, in der Arsenheugruppe nach Ausfall von 3 Tieren dagegen nur 3 Lämmer geboren wurden. Ein Unterschied in dem Geburtsgewicht und der Entwicklung der Lämmer aus den Vergleichsgruppen war nicht feststellbar. Untersuchungen des Blutes der Versuchstiere auf Arsengehalt ergaben für die Arsenheugruppe während des Versuches eine gewisse Steigerung. Der Unterschied zwischen den Werten erscheint uns jedoch nicht groß genug, die Blutuntersuchung besonders beim Einzeltier als sichere Methode zur Krankheitsbestimmung bei Verdacht auf Arsenvergiftung anwenden zu können.

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