Der Mößbauer‐Effekt und seine Bedeutung für die Chemie

Abstract
Die Resonanzfluoreszenz rückstoßfreier γ‐Strahlung der Atomkerne hängt vom chemischen Bindungszustand der Atome ab. Dieser beeinflußt die Lage der Energieniveaus der Atomkerne, so daß die zur Anregung der Resonanzfluoreszenz nötige Energie etwas kleiner oder größer ist als die Energie der von der Strahlungsquelle ausgehenden γ‐Quanten. Um Resonanzfluoreszenz zu erhalten, müssen Strahlungsquelle und Absorber daher relativ zueinander bewegt werden. Trägt man die Intensität der Resonanzfluoreszenz gegen diese Relativgeschwindigkeit auf, so erhält man Mößbauer‐Spektren. Die Lage der Linien in diesen Spektren gestattet Rückschlüsse auf den Bindungszustand der Atome. Die Leistungsfähigkeit der Methode wird an zahlreichen Eisenverbindungen gezeigt. Beispielsweise ergab sich, daß die Eisenatome im „unlöslichen Berlinerblau”︁ definierte Oxydationsstufen haben; „Turnbulls Blau”︁ zeigt das gleiche Spektrum. Dem Eisendodecacarbonyl konnte eine Struktur zugeordnet werden, die auch den Diamagnetismus der Verbindung erklärt.