Gesundheitliche Lage und Gesundheitsversorgung von erwachsenen Migranten - ein Survey bei der Schuleingangsuntersuchung
- 19 February 2004
- journal article
- other
- Published by Georg Thieme Verlag KG in Das Gesundheitswesen
- Vol. 66 (02) , 76-84
- https://doi.org/10.1055/s-2004-812825
Abstract
Hintergrund: Trotz des wachsenden Bevölkerungsanteils von Zuwanderern in Deutschland gibt es bisher nur wenige epidemiologische Erkenntnisse über den Gesundheitszustand dieser Gruppe. Nationale und internationale Studien weisen inkonsistente Ergebnisse zur Morbidität von Migranten im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung auf. Wir führten eine Querschnittsstudie bei erwachsenen Zuwanderern und Deutschen durch, um den Gesundheitszustand sowie Aspekte der Nutzung des Gesundheitssystems zu untersuchen. Methodik: 565 Begleitpersonen (289 Deutsche und 276 Migranten, 97 % Eltern) von einschulungspflichtigen Kindern wurden im Rahmen der Schuleingangsuntersuchungen in Bielefelder Schulen persönlich befragt. Der Survey wurde mittels deskriptiver Statistik und logistischer Regressionsmodelle ausgewertet. Ergebnisse: Die Befragungsteilnehmer gaben überwiegend einen guten Gesundheitszustand an. Viele Gesundheitsleistungen, einschließlich der präventiven Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen, werden von Deutschen statistisch signifikant häufiger als von Migranten in Anspruch genommen. Die Zufriedenheit mit einer Behandlung sowie mit dem eigenen Kenntnisstand über einzelne Krankheiten war bei Deutschen stärker ausgeprägt als bei Migranten. Weder die Migration (OR = 0,7, 95 %-KI = 0,4 - 1,1) noch der sozioökonomische Status (OR für niedrigen versus hohen Status = 1,2, 95 %-KI 0,6 - 2,4) war mit dem Vorliegen einer körperlichen Erkrankung assoziiert. Schlussfolgerungen: Hinweise auf erhebliche gesundheitliche Unterschiede zwischen Migranten und Deutschen ergaben sich in dieser Studie unter recht jungen Erwachsenen nicht. Die angedeuteten Defizite von Migranten in Hinsicht auf einzelne Aspekte der medizinischen Versorgung und der Teilnahme an Vorsorgeprogrammen müssen weiter aufgeklärt werden und können als Grundlage für Handlungsempfehlungen genutzt werden. Background: In spite of the increasing numbers of migrants in Germany, only few epidemiological studies have been carried out to investigate the health status of ethnic minorities in Germany. Results from national and international studies on the health of immigrants are inconsistent showing either increased or decreased morbidity in relation to native inhabitants. A survey was undertaken to study the self-reported health status, help-seeking behaviour, and health care utilization among immigrants and Germans. Methods: 565 adults (276 immigrants and 289 Germans, 97 % parents) in Bielefeld, Germany, were interviewed while they accompanied children who attended the pre-school medical examinations. In the analysis descriptive statistics and logistic regression models were used. Results: The self-reported general health status of the study population was good for Germans and immigrants. Germans utilized health care facilities and preventive programmes (e. g. screening programmes) more frequently than immigrants. Furthermore, Germans reported higher levels of satisfaction with health care and a higher level of knowledge about several diseases as compared to immigrants. Logistic regression models indicate that neither migration itself (OR = 0.7, 95 % CI = 0.4 - 1.1) nor socio-economic factors (OR for low vs. high social level = 1.2, 95 % CI = 0.6 - 2.4) were significantly associated with physical diseases among the study population. Conclusions: We found no indications that immigrants are less healthy compared to Germans. Further investigations are needed to clarify the differences in patterns of health care utilisation and participation in preventive programmes among Germans and ethnic minorities.Keywords
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