Langzeitergebnisse nach Polytrauma mit ISS ≥ 25

Abstract
Die Überlebenschancen Polytraumatisierter haben sich in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich verbessert. Es stellt sich daher nicht nur die Frage, ob ein Patient einen schweren Unfall überlebt, sondern wie er ihn überlebt. Im Rahmen einer retrospektiven Studie konnten 127 Patienten im Schnitt 70 Monate nach einem Polytrauma (Ø ISS 35,6) mittels POLO-Chart bezüglich ihrer Lebensqualität und Gesundheitszustand sowie möglichen Einflussfaktoren befragt werden. Die Lebensqualität und der Gesundheitszustand Schwerstverletzter sind auch Jahre nach dem Trauma im Vergleich mit Normalpopulationen signifikant reduziert. Neben vier prätraumatischen Einflussfaktoren (höheres Alter, weibliches Geschlecht, niedrige Schulbildung, Vorerkrankungen) wurden auch vier posttraumatische Variablen (Schwierigkeiten mit Behörden/Instituten und Arbeitslosigkeit aufgrund des Unfalls, lange Verweildauer im Krankenhaus und subjektiv unzureichende Behandlung im Krankenhaus) identifiziert, die einen negativen Einfluss auf die langfristige Lebensqualität haben. Die selbstberichtete Lebensqualität nach Polytrauma erreicht trotz umfangreicher Rehabilitationsmaßnahmen dauerhaft nicht mehr das ursprüngliche Niveau. Posttraumatische Faktoren haben einen größeren Einfluss auf die langfristige Lebensqualität als die eigentliche Verletzungsschwere. Eine langfristige Betreuung und spezialisierte Rehabilitationsangebote sind erforderlich. The survival chances of multiple trauma patients have continually improved over the last decades; therefore, it is often not a question of whether a patient survives a severe accident but rather how the patient survives. In a retrospective study 127 patients were questioned regarding quality of life and health and possible influencing factors using the POLO chart an average of 70 months after suffering severe trauma (ISS Ø 35.6). The quality of life of severely injured patients is significantly reduced compared with the normal population even years after the trauma. In addition to four pretraumatic factors (older age, female gender, low education and previous illnesses) four posttraumatic variables (difficulties with authorities/institutions and unemployment as a consequence of the accident, long duration and subjectively inadequate treatment in hospital) were identified that have a negative impact on long-term quality of life. The self-reported quality of life after multiple trauma no longer permanently achieves the original level despite extensive rehabilitation measures. Post-traumatic factors have a greater impact on the long-term quality of life than the injury severity. A long-term care and specialized rehabilitation services are needed to improve outcome further.