Ergebnisse der Bayerischen Entwicklungsstudie

Abstract
Zusammenfassung. Die Bayerische Entwicklungsstudie untersuchte die Entwicklung von Kindern, die innerhalb der ersten zehn Lebenstage in eine Kinderklinik in Südbayern aufgenomen wurden zu fünf Zeitpunkten während der ersten neun Lebensjahre. Dazu gehörten sehr Frühgeborene < 32 Tragzeitwochen, neonatale Risikokinder > 31 Tragzeitwochen und reifgeborene Kontrollkinder. Sehr Frühgeborene hatten mehr als zehnmal häufiger kognitive Defizite als reifgeborene Kontrollen und besondere Probleme bei der ganzheitlichen Informationsverarbeitung. Oft waren mehrere Funktionsbereiche gleichzeitig betroffen (IQ, Lesen, Schreiben, Rechnen, Sprache). Es traten häufiger Aufmerksamkeitsprobleme auf und 22% der sehr Frühgeborenen besuchten eine Sonderschule. Auch die größeren Hoch-Risikokinder hatten häufiger kognitive Probleme. Dieses Defizit wurde jedoch ab dem dritten Lebensjahr besser durch soziale als durch biologische Faktoren erklärt. Im Gegensatz dazu waren protektive Faktoren für die Entwicklung der sehr Frühgeborenen geringe neonatale Komplikationen, geringere Intensität der Versorgung und frühes Kopfaufholwachstum. Die Probleme sehr früher Geburt sind langfristig und bei anhaltenden Defiziten wahrscheinlich hirnorganischer Natur. Interventionen zur Vermeidung sekundärer Schäden sollten vor der Entlassung aus der Klinik einsetzen. Größere Frühgeborene (> 31 Tragzeitwochen) profitieren am meisten von psycho-pädagogischen Maßnahmen in der frühen Kindheit.