Befindlichkeitsstörungen der Eltern von Patienten mit schizophrenen oder affektiven Störungen

Abstract
Anliegen: Ziel ist es, zu untersuchen in welchem Ausmaß Angehörige chronisch psychisch Kranker infolge von Pflege bzw. Betreuung selbst Belastungen ausgesetzt sind. Auf der Grundlage stresstheoretischer Annahmen werden Hypothesen formuliert und anhand der vorliegenden Stichprobe überprüft. Methode: Im Rahmen von postalischen Befragungen wurden Angehörige psychisch kranker Personen, die in Angehörigenverbänden in Deutschland und Österreich organisiert sind, befragt. Für die vorliegende Studie wurden ausschließlich Eltern (n = 509) von Patienten mit schizophrenen oder affektiven Störungen berücksichtigt. Ergebnisse: Die Mehrzahl der befragten Angehörigen ist der Meinung, dass die Belastungen durch die Betreuung des Kranken ihre eigene Gesundheit beeinträchtigen. Gesundheitliche Beeinträchtigungen rangierten damit an erster Stelle der negativen Auswirkungen, vor den Bereichen Freizeit, Beruf und finanzielle Einbußen. Der durchschnittliche Summenscore der befragten Angehörigen in der Beschwerdenliste von Zerssen [ 1 ] ist im Vergleich zu Normwerten aus der Durchschnittsbevölkerung deutlich erhöht. Hierbei wurden vor allem Symptome wie Grübeln, innere Unruhe, Reizbarkeit, Schlafstörungen, Mattigkeit sowie Nacken- und Schulterschmerzen an vorderer Stelle genannt. Hinsichtlich der Belastungen können keine generellen Unterschiede bezüglich des Geschlechts der Eltern und Diagnose des Patienten gezeigt werden. Nachweisbar sind Interaktionseffekte: Die Väter schizophrener Patienten unterscheiden sich signifikant von den Müttern schizophrener Patienten sowie von den Vätern der Kinder mit affektiven Störungen. Schlussfolgerungen: Weitere Forschung erscheint dringend notwendig, da es sich bei Angehörigen chronisch Kranker offensichtlich um eine Hoch-Risikogruppe handelt. Es ist aufgrund der vorliegenden Daten anzunehmen, dass diese Angehörigen sich in der Inanspruchnahme medizinischer oder rehabilitativer Leistungen von der Allgemeinbevölkerung unterschei-den. Purpose: The present study aims at investigating to what extent relatives of individuals suffering from mental illness experience caregiver burden. Hypotheses are formulated on the basis of stress theory and are tested on a sample of family members. Method: Relatives organised in the German and Austrian relatives' associations were questioned by means of mail surveys. Only parents (n = 509) of patients with schizophrenia or affective disorders were included in the study. Results: The majority of those questioned expressed the opinion that the burden experienced through caring for the patient interferes with their own state of health. Among the negative consequences of care-giving cited, health burden ranked first, followed by restrictions in the fields of leisure, employment/career and finances. For the respondents, the average sum score of the Zerssen list of complaints [ 1 ] was clearly increased in comparison with the standard values for the general population. Among the symptoms cited, brooding, inner unrest, irritability, insomnia, fatigue as well as neck and shoulder pains were mentioned most frequently. No gender or diagnosis-related differences were found with regard to the extent of burden experienced. Interaction effects could be demonstrated in that fathers of schizophrenic patients differ significantly from mothers of schizophrenic patients as well as from fathers of children with affective disorders. Conclusions: Further research is called for as relatives of people with mental disorders seem to represent a high-risk group. On the basis of our data, it can be assumed that these relatives differ from the general population in their utilisation of medical or rehabilitation services.

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