Über die Isolierung und Charakterisierung des Virus der klassischen Geflügelpest

Abstract
Das Virus der klassischen Geflügeli est wurde aus bebrüteten Hühnereiern isoliert, um seine Eigenschaften mit denen des früher dargestellten Virus der atypischen Geflügelpest zu vergleichen. Es besitzt in Kochsalzlösung eine Sedimentationskonstante von 685 S und ein Partikelgewicht von 400 · 106, in Wasser ist s20 = 275 und das Teilchengewicht etwa halb so groß. Es ist möglich, daß darüber hinaus in wäßriger Lösung auch noch kleinere aktive Viruspartikel mit s20 ~ 130 vorkommen. Die Identität der isolierten Substanz mit dem Virus wurde gesichert durch Bestimmung der Infektiosität, der hämagglutinierenden Wirkung, durch serologische Untersuchungen und die Übereinstimmung der biologisch bestimmten Sedimentationskonstante des Virus mit der optisch für das Protein beobachteten. Nach den Ergebnissen der Sedimentations- und Diffusionsmessungen weicht die Gestalt des Virus erheblich von der Kugelform ab, was auch durch Viskositätsmessungen bestätigt wird. Elektronenoptisch findet man in Wasser kontrastarme runde Scheiben, in Salzlösung dichtere, vorwiegend kugelförmig erscheinende Teilchen. Es wird daher angenommen, daß die hohe Reibungskonstante nicht durch eine Anisodiametrie, sondern durch eine lockere Struktur des Virus bedingt wird. Die chemische Analyse ergibt, daß das Virus neben Protein und Desoxyribonucleinsäure auch noch andere phosphorhaltige Verbindungen enthält. Die komplexe Zusammensetzung und die ausgeprägte Variabilität der Größe zeigen, daß es sich nicht um ein definiertes Proteinmolekül handelt. In seiner Größe und Gestalt ist das Virus der klassischen Geflügelpest verschieden von dem der atypischen Geflügelpest. Da auch die serologischen Versuche keine Anzeichen für eine Verwandtschaft ergeben, sind diese Krankheitserreger als zwei verschiedene Virusarten zu bezeichnen.

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