Zum Problem der Response in epidemiologischen Studien in Deutschland (Teil II)

Abstract
Im ersten Teil dieses Hintergrundpapiers wurden die gebräuchlichen Definitionen der Responseanalyse vorgestellt und im Kontext verschiedener Studientypen diskutiert. In diesem zweiten Teil wird die Verwendung von Incentives als Methode zur Erhöhung der Response vorgestellt und der Einfluss von Non- und Spät-Response auf die Validität der Studienergebnisse diskutiert. Ziel der Rekrutierung ist es, die Zahl der Verweigerer möglichst niedrig zu halten. Um dieses Ziel zu erreichen, können individuelle Anreize (sog. Incentives) eingesetzt werden und die potenziellen Probanden in verschiedenen Kontaktstufen in zunehmender Intensität angesprochen werden. Die Effektivität verschiedener Incentives wurde im Pretest des Kinder- und Jugendsurveys des Robert Koch-Institutes untersucht. Häufig wird eine geringe Response mit Fehlern und systematischen Verzerrungen der Studienergebnisse (Nonresponse-Bias) gleichgesetzt. Dies ist jedoch ebenso wenig zulässig wie die Annahme, dass eine hohe Teilnahmebereitschaft stets zu validen Ergebnissen führt. Um den Einfluss der Nonresponse untersuchen zu können, werden Informationen über die Nichtteilnehmer benötigt. Am Beispiel der Norddeutschen Leukämie- und Lymphomstudie (NLL) wird dargestellt, dass der Vergleich zwischen Früh- und Spätrespondern mittels der Wellenanalyse (engl. „wave analysis”) eine indirekte Möglichkeit zur Überprüfung systematischer Unterschiede zwischen Teilnehmern und Nichtteilnehmern einer Studie bietet. Die deutschen Leitlinien zur Sicherung von Guter Epidemiologischer Praxis (GEP) empfehlen, von denjenigen Probanden, die eine Teilnahme verweigern, wenigstens einige wichtige Angaben zu den Hauptfragestellungen der Studie zu erfassen. In einem bevölkerungsbasierten Gesundheitssurvey (Kooperative Gesundheitsforschung in der Region Augsburg, KORA) wird gezeigt, wie in einer quantitativen Nichtteilnehmer-Analyse Informationen zu den Nichtteilnehmern bei der Schätzung der Prävalenzen berücksichtigt werden können. Zuletzt werden Empfehlungen zum Umgang mit der Response in epidemiologischen Studien in Deutschland vorgeschlagen. The first part of this paper introduced various definitions of response and discussed their significance in the context of different study types. This second part addresses incentives as a method to increase response and evaluates the impact of non response or delayed response on the validity of the study results. Recruitment aims at minimising the proportion of refusal. To achieve this, incentives can be used and potential participants can be contacted in a sequence of increasing intensity. The effectiveness of different incentives was investigated within the pretest of the German survey on children and adolescents by the Robert Koch Institute. A low response is often interpreted in terms of non-response bias. This assumption, however, is as incorrect as would be opposite conclusion, that a high response guarantees valid results. Any study of the influence of nonresponse requires information on non-responders. The comparison between early and late responders as an indirect method to evaluate systematic differences between participants and non-participants by wave analysis is demonstrated within the Northern Germany Leukaemia and Lymphoma study (NLL). The German guidelines for Good Epidemiologic Practice recommend to solicit a minimum of information on the principal hypotheses of a study from non-participants. The example of a population-based health survey (Cooperative Health Research in the Region of Augsburg, KORA) illustrates how information on non-responders within a quantitative non-responder analysis can be achieved and used for the estimation of prevalences. Recommendations how to deal with the response in epidemiological studies in Germany are suggested.

This publication has 0 references indexed in Scilit: