Abstract
Zusammenfassung Der Aufsatz stellt Ergebnisse einer vergleichenden empirischen Untersuchung von Beamtenkarrieren in den beiden höchsten Generalistenlaufbahnen des englischen Civil Service und deutschen öffentlichen Dienstes vor, die gegen Ende der sechziger Jahre durchgeführt wurde. Die Verwaltungen wiesen noch klassische bürokratische Karrierestrukturen auf, unterschieden sich aber in den Dimensionen der Fachlichkeit des Berufs und der Regelhaftigkeit interner Personalausleseverfahren. Einer schwachen professionellen Ausdifferenzierung der Dienstgruppen und erheblichen Verläßlichkeit des Beförderungssystems in England entsprachen in Deutschland ausgeprägte Fachtraditionen der Laufbahngruppen und gegenüber informellen Einflüssen offene, undurchsichtige Beförderungsinstitutionen. Diese Unterschiede wirkten sich auf Karriereorientierungen und -verhalten aus. Englische Beamte waren weniger an ihren Beruf gebunden als deutsche, aber deutlich überzeugter von der Gerechtigkeit ihres Beförderungssystems. In ihren Beschreibungen von Erfolgreichen dominierten Sprachgewandtheit, intellektuelle Fähigkeiten und Charaktertugenden, in denen der deutschen Befragten Opportunismus, manipulativer Ehrgeiz und parteipolitische und andere Beziehungen. Vergleichende Karriereforschung begegnet pauschalen Beschreibungen des „typischen Bürokraten“ und lenkt den Blick auf die Reformbedürftigkeit von Institutionen der Personalauslese und -Verteilung.

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