Einfluß von Prämedikation und Barbiturathypnotika auf motorisch evozierte Potentiale mittels magnetischer Kortexstimulation
- 1 October 1995
- journal article
- clinical trial
- Published by Georg Thieme Verlag KG in AINS - Anästhesiologie · Intensivmedizin · Notfallmedizin · Schmerztherapie
- Vol. 30 (06) , 361-365
- https://doi.org/10.1055/s-2007-996510
Abstract
Ziel der Studie: Eine sichere intraoperative Überwachung motorischer Funktionen kann erst durchgeführt werden, wenn die Auswirkungen gängiger Anästhetika auf die Ableitung motorisch evozierter Potentiale (MEP) untersucht worden ist. Patienten und Methode: 40 Patienten (ASA I - II) wurden nach Beratung durch die zuständige Ethikkommission, nachdem sie über Sinn und Zweck der Studie aufgeklärt worden waren und schriftlich ihr Einverständnis gegeben hatten, in diese Studie einbezogen. Alle Patienten mußten sich einer lumbalen Nukleotomie unterziehen. Am Operationstag wurde eine halbe Stunde vor Narkoseeinleitung allen Patienten eine Prämedikation bestehend aus 50 mg Pethidin, 25 mg Promethazin und 0,5 mg Atropin intramuskulär appliziert. Zur Narkoseeinleitung erhielten randomisiert jeweils 20 Patienten Methohexital (M) oder Thiopental (T). Basierend auf pharmakokinetischen Daten wurden für beide Pharmaka linear ansteigende Blutspiegel durch mikroprozessorgesteuerte Pumpen in der Art erzeugt, daß sich die Infusionsrate alle 15 Sekunden erhöhte. Das Programm war so ausgelegt, daß der errechnete linear ansteigende Blutspiegel die minimale therapeutische Konzentration nach 15 Minuten erreicht hatte (M: 3,0 μg/ml; T: 10,0 ug/ml). Die transkranielle Kortexstimulation wurde mit dem Magstim 200 Stimulator (Fa. Madaus) unter Benutzung einer flachen Zylinderspule mit einem Durchmesser von 14 cm durchgeführt. Die Ableitelektroden wurden nach der Muskelbauch-Sehnen-Technik auf dem M. abductor pollicis brevis plaziert. Zur Signalaufzeichnung und Speicherung kam der Nicolet Pathfinder zur Anwendung (Nicolet Biomedical Instruments, Madison, WI, USA). Die Ableitung der MEP erfolgte am Vortag der Operation, nach der Prämedikation direkt vor der Narkoseeinleitung und während der Einleitungsphase alle zwei Minuten. Ergebnisse: Im Vergleich zur präoperativen Messung konnte kein signifikanter Einfluß auf magnetische MEP durch die Prämedikation festgestellt werden. Die durchschnittliche Narkoseeinleitungsdauer betrug in der Methohexitalgruppe 13,2 ± 3 min und in der Thiopentalgruppe 14,7 ± 3,2 min. Während der Narkoseeinleitung kam es zu einer Amplitudenreduktion der MEP in beiden Gruppen. Diese dosisabhängige Abflachung der Potentiale zeigte sich noch bevor das angestrebte Narkosestadium erreicht war. Von den untersuchten 40 Patienten konnte bei nur 14 Patienten auch nach Erlöschen des Lidreflexes MEP abgeleitet werden, allerdings mit deutlicher Amplitudenreduktion. Zum Zeitpunkt des Erlöschens des Lidreflexes können in der Thiopentalgruppe noch bei fünf Patienten (20 %), in der Methohexitalgruppe bei zehn Patienten (50 %) abgeleitet werden. Dieser Unterschied ist statistisch signifikant. Schlußfolgerungen: Eine medikamentöse Prämedikation mit Atropin, Promethazin und Pethidin hat keinen Einfluß auf magnetisch motorisch evozierte Potentiale und kann demnach bei Patienten, deren motorische Leitungsbahnen intraoperativ mittels MEP überwacht werden sollen, unbedenklich eingesetzt werden. Für die Narkoseeinleitung sollte nach den Ergebnissen dieser Arbeit das Methohexital dem Thiopental vorgezogen werden. Objective: The aim of this study was to investigate the influence of the premedication and the influence of the two barbiturates methohexital and thiopental on magnetically evoked compound muscle action potentials (magnet MEP) in humans. Methods: 40 Patients (ASA-PS I - II) undergoing lumbar nucleotomy were included in this study after obtaining written informed consent. The study was approved by the local ethical committee. All patients were premedicated with 0.5 mg atropine, 25 mg promethazine and 50 mg pethidine. For induction of anaesthesia patients randomly received methohexital or thiopental by continuous infusion with increasing infusion rates every 15 seconds up to a minimal anaesthesia level in 15 minutes. Transcranial magnetic stimulation was delivered by the magstim 200 magnetic stimulator. Magnetic MEPs were recorded from the surface of the short abductor pollices muscle. MEP-examination was performed preoperatively, after premedication and every two minutes during the induction of anaesthesia. Every other two minutes the patients level of consciousness were assessed and documented. Statistical calculations were performed with the U-test. Results: No statistical differences were found for the mean induction time in the two groups. No statistical difference in amplitude and latency could be observed between the preoperative values and the values measured after premedication. During anaesthesia induction the amplitude decreased in both groups. In 25 of the 40 cases, the MEP disappeared completely before the patients fell asleep. The thiopental group showed a significantly lower incidence of MEP preservation (20 %) compared to methohexital (50 %). Conclusions: Premedication with atropine, promethazine and pethidine has no influence on magnetic MEP. Methohexital allows the highest incidence of successful MEP recordings with sufficient anaesthesia. A success rate of only 50 % even in cases without motorpathway affection makes the application of magnetic MEP an unreliable tool for intraoperative monitoring.Keywords
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