Schwarze Kassen, weiße Westen?

Abstract
Zusammenfassung: Die Parteispendenaffäre der christlich-demokratischen Union (CDU) Ende des Jahres 1999 wurde zur Untersuchung selektiver Informationssuche und -bewertungsprozesse im Feld herangezogen. Auf Grundlage der Dissonanztheorie wurde vorhergesagt, dass die Parteispendenaffäre insbesondere bei Wähler/innen der CDU/CSU zu kognitiver Dissonanz führte, welche durch einen verzerrten Umgang mit Informationen abgebaut werden konnte. In Übereinstimmung mit dieser Hypothese zeigten die Ergebnisse, dass CDU/CSU-Wähler/innen im Vergleich zu SPD-Wähler/innen eine stärkere Suche nach konsonanten und eine Vernachlässigung dissonanter Informationen aufwiesen und zugleich konsonante Informationen als wichtiger und interessanter bewerteten. Weiterhin zeigte sich, dass Personen, denen vor der Informationssuche ihre Parteipräferenz bewusst vor Augen geführt wurde, indem sie diese schriftlich darlegen und begründen sollten, im Vergleich zu solchen Personen, die hierzu nicht aufgefordert wurden, nach mehr dissonanten Informationen suchten, - obwohl sie diese bei der Informationsbewertung weiterhin als weniger wichtig bewerteten als die konsonanten Informationen. Dieses Ergebnis wird dahingehend interpretiert, dass Personen, denen Verzerrungen beim Umgang mit Informationen bewusst werden, versuchen gegen zu steuern, um auf diese Weise eine “Illusion der Objektivität” aufrechtzuerhalten. Theoretische und praktische Implikationen der Ergebnisse werden diskutiert.