Abstract
In den letzten Jahren hat das Problem multiresistenter Keime, insbesondere Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA), in Krankenhäusern weltweit zugenommen. Studien aus anderen Ländern zeigen, dass MRSA dort auch in den Alten- und Pflegeheimen ein Problem sein kann. Da für Deutschland bislang keine Erkenntnisse zur MRSA-Problematik in Alten- und Pflegeheimen aus größeren Untersuchungen vorlagen, führte das Robert Koch-Institut 1999 eine überregionale Studie durch, der sich das Gesundheitsamt Frankfurt am Main anschloss. Nachfolgend werden die Frankfurter Daten dargestellt. Teilnehmer und Methoden: Nach schriftlicher Einwilligung der Probanden oder deren rechtlicher Vertreter wurden Abstriche aus Nase und Rachen vorgenommen. Potenzielle Risikofaktoren wie Alter, Geschlecht, Pflegestufe, Dauer des Heimaufenthalts, Krankenhausaufenthalte und Operationen, Therapien mit Antibiotika oder Immunsuppressiva, akute und chronische Erkrankungen sowie invasive medizinische Maßnahmen wie Katheter etc. wurden mittels eines standardisierten Fragebogens erhoben. Daten zur Alters- und Geschlechtsverteilung, Pflegestufe und Aufenthaltsdauer der Bewohner der teilnehmenden Alten- und Pflegeheime wurden mittels eines Heim-Statistikbogens erhoben. Zusätzlich wurden bei 150 Mitarbeitern von Alten- und Pflegeheimen Nasen- und Rachenabstriche vorgenommen. Ergebnisse: 359 Bewohner und 150 Mitarbeiter aus 7 Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie 42 Patienten einer geriatrischen Rehabilitationsklinik nahmen an dieser Untersuchung teil. Bei 10 von 401 Bewohnern (2,4 %) wurde MRSA nachgewiesen, davon 4,8 % der Patienten der geriatrischen Rehabilitationsklinik und 2,2 % der untersuchten Bewohner der Alten- und Pflegeheime. Bei keinem der 150 Mitarbeiter konnte MRSA nachgewiesen werden. Als „Risikofaktoren” für eine MRSA-Besiedelung wurden in unserer Studie festgestellt: männliches Geschlecht (Odds Ratio [OR] = 4,7; 95 % Konfidenzintervall [95 %KI] 1,3-16,9), Aufenthaltsdauer unter einem Jahr (OR = 17,4; 95 %KI 2,2-141), Anus praeter (OR = 32,3; 95 %KI 4,7-221) sowie frühere Besiedelung mit MRSA (OR = 24,2; 95 %KI 3,9-152). Darüber hinaus ergaben sich Hinweise, dass Krankenhausaufenthalte in der Anamnese mit einem höheren Risiko der MRSA-Besiedelung verbunden waren (OR = 3; 95 %KI 0,6-14,4). Bewohner mit Ulkus, Dekubitus, Krebsleiden und peripheren Durchblutungsstörungen hatten ein etwa doppelt so hohes Risiko, mit MRSA besiedelt zu sein; allerdings war diese Risikoerhöhung bei der relativ kleinen Fallzahl nicht signifikant. Diskussion und Schlussfolgerungen: Die MRSA-Besiedelungsrate war mit 2,4 % insgesamt (noch?) niedrig. Obwohl bei 7 der 8 Heimbewohner mit MRSA-Besiedelung die MRSA-Problematik nicht bekannt war und demzufolge keine besonderen Hygienemaßnahmen ergriffen worden waren, waren keine Hinweise für eine Streuung dieses Keimes in den Heimen gegeben - weder direkt noch über das Pflegepersonal. Dies unterstreicht US-amerikanische und britische Empfehlungen für den Umgang mit MRSA in Alten- und Pflegeheimen: Gute allgemeine Hygiene und insbesondere Händehygiene sind die wichtigsten infektionspräventiven Maßnahmen, um der Ausbreitung von MRSA in Alten- und Pflegeheimen vorzubeugen - Einschränkungen der Bewegungsfreiheit der besiedelten Bewohner sind in der Regel (von bestimmten Ausnahmen abgesehen) nicht erforderlich, insbesondere auch nicht die Isolierung oder Unterbringung der Besiedelten in Einzelzimmern. In recent years problems with multiple resistant bacteria, including methicillin-resistant Staphylococcus aureus (MRSA) in hospitals have been increasing world-wide. Moreover, nursing home residents have also been found to be colonised with MRSA. In 1999, the Robert Koch Institute, Berlin inaugurated a multicenter study on the prevalence of MRSA colonisation in residents of old-age nursing homes in Germany. Here, the data from the city of Frankfurt will be reported. Collectives and methods: With the informed consent of 359 residents from 7 old-age pensioners' homes and 42 patients of a geriatric rehabilitation unit, nasal and pharyngeal swaps were taken and tested for MRSA. Age, sex, duration of the stay in the home, former hospital admissions, acute and chronic diseases and medical devices such as urinary catheters were asked using a questionnaire. In addition including 150 employees (mainly nurses) of these institutions were tested for MRSA as well. Results: None of the employees tested were MRSA-positive. MRSA was found in 10 out of 401 residents/patients (2.4 %), i. e. 4.8 % of the patients and 2.2 % of the residents. As risk factors for colonisation of the residents could be found: male sex (Odds ratio 4.7, 95 % confidence interval 95CI 1.3-16.9), stay in the institution for less than 1 year (OR = 17.4; 95CI: 2.2-141) and former MRSA-colonisation (OR = 24.2; 95CI: 3.9-152). In addition, we got hints that former hospital admission was a risk factor for colonisation with MRSA (OR = 3; 95CI: 0.6-14.4). Residents with ulcus, decubiti and peripheral circulatory disorder were at double risk for MRSA colonisation (not significant). Discussion and conclusions: The prevalence of MRSA colonisation in the residents of the old-age pensioners homes in Frankfurt am Main, Germany, was 2.4 %, which is (still?) low. There were no hints available for the spread of MRSA within the homes, although in 7 of 8 MRSA-positive residents MRSA colonisation was not known previously, so that no special hygienic regime was applied. Therefore, US-American and British guidelines for the control of MRSA in nursing homes were confirmed: a good hygienic regime, especially correct hand hygiene is the most important measure to prevent the spread of MRSA within the nursing homes. In general, isolation of the colonised residents is not necessary, unless in very special individual cases.

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