Studie über Enzephalitis bei Varizellen mit besonderer Berücksichtigung der Spätprognose

Abstract
Zusammenfassung.: Es wird über 10 Fälle von Enzephalitis im Anschluss an Varizellen berichtet.Sämtliche Fälle betrafen Patienten im Kindesalter (2—121/2 Jahre), welche während der Jahre 1927—1938 im Epidemie‐krankenhause in Stockholm stationär behandelt worden waren. Eine Durchsicht der Krankengeschichten des Krankenhauses aus den Jahren 1910—1926 ergibt, dass derartige Fälle in dieser Zeitperiode nicht behandelt worden waren.Die Komplikationen von Seiten des Nervensystems traten bei sämtlichen Fällen nach der Eruption des Varizellenexanthems auf. Diese Zeitperiode (die »Inkubationszeit») variiert bei den verschiedenen Fällen zwischen drei und vierzehn Tagen und beträgt im Mittel ungefähr 6 Tage.In dem neurologischen Symtombild stehen Störungen von Seiten des Kleinhirns im Vordergrunde, wenn auch Anzeichen von Schädigungen anderer Teile des Nervensystems nicht fehlen. Klinische Anzeichen von Meningealreizung waren nur bei vier Fallen vorhanden und niemals stärker ausgesprochen. Nur zwei Fälle wiesen markantere Liquorveränderungen auf.Von den 10 Fällen, welche die Kasuistik enthält, starb einer und neun wurden gesund. Der Patient, bei welchem die Komplikationen von Seiten des Nervensystems zum Tode führten, kam sechs Tage nach dem Auftreten derselben ad exitum. Klinisch und pathologisch‐anatomisch lag das Bild einer schweren Enze‐phalitis vor. Von den übrigen Fällen konnten sechs symptomfrei aus dem Krankenhause entlassen werden. Die Dauer des Krank‐heitszustandes variierte in diesen Fallen zwischen 17 und 53 Tagen. Drei Fälle waren bei der Entlassung aus dem Krankenhause (16—19 Tage nach dem Auftreten der Komplikationen) noch nicht ganz symptomfrei.Alle neun überlebenden Fälle wurden nachuntersucht. Diese Untersuchung fand in vier Fallen nach 81/2—11 Jahren, in drei Fällen nach 3—4 Jahren und in zwei Fällen schliesslich nach 9—10 Monaten statt. Hierbei liessen sich in keinem Falle pathologische Erscheinungen von Seiten des Nervensystems nachweisen. Psychische Störungen konnten ebenfalls nicht konstatiert werden. Die zuerst beobachteten Falle, bei welchen die Nachuntersuchung so lange Zeit wie 81/2—11 Jahre nach dem Krankheitszustand vorgenommen wurde, waren, wie sich ergab, allé den gewöhnlichen Anforderungen des täglichen Lebens (Schulbesuch, Berufsausbildung usw.) völlig gewachsen.

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