Abstract
An der Entwicklung eines Mittelohrcholesteatoms sind mehrere Faktoren beteiligt: 1. Eine entwicklungsgeschichtlich verankerte Potenz der, Grenzleiste zur Hohlraumbildung, die offenbar auch nach Abschluß der embryonalen Entwicklung erhalten bleibt. 2. Ein entsprechender Reiz (mechanischer, chemischer, entzündlicher oder konstitutioneller Natur), der imstande ist, obige Potenzen zur Entfaltung zu bringen. 3. Eine lokal-anatomische Disposition, vor allem ein Persistieren des embryonalen Gallertgewebes in der Paukenhöhle bzw. im Prussakschen Raum. 4. Das Fehlen einer trennenden Bindegewebsschicht (stratum fibrosum) in der pars flaccida, so daß hier zwei vollständig verschiedene Epithelarten (Ektoderm und Entoderm) mit ihrer Basis unmittelbar aneinandergrenzen wie nirgendwo sonst in unserem Körper und schliesslich, 5. der Cutisstreifen. Während die Blutversorgung der dünnen Epidermis im vorderen, unteren und z. T. hinteren Änteil des knöchernen Gehörgangs von denselben Gefäßen erfolgt wie die der Paukenhöhlenschleimhaut im entsprechenden Bereich hinter dem Trommelfell, wird der Cutisstreifen von völlig anderen Gefäßen versorgt. Dies hat zur Folge, daß die Gefäß-reaktion zu beiden Seiten der Pars tensa des Trommelfells die gleiche ist und sich die Waage hält, während eine Hyperämie im Cutisstreifen nicht ausgeglichen wird, sondern zu einem Überwiegen des Epidermiswachstums führt.