Die durch Plastizitätsuntersuchungen bestimmte Stapelfehlerenergie von Silber im Temperaturbereich 172°K bis 873°K

Abstract
Es wurden Verfestigungskurven von Silbereinkristallen mittlerer Orientierung im Temperaturbereich von 170 °K bis 870 °K im Dehngeschwindigkeitsbereich von 2 × 10−6 bis 2 × 10−2 aufgenommen und daraus jeweils die Spannungen τIII (Einsetzen der dynamischen Erholung) ermittelt. Die Abhängigkeit von τIII von der Temperatur und Dehngeschwindigkeit läßt sich im gesamten Temperaturbereich, in dem noch ein Bereich II beobachtbar ist, quantitativ auf der Grundlage der Theorie der thermisch aktivierten Quergleitung deuten, sofern man eine temperaturabhängige Stapelfehlerenergie annimmt. Es liegt daher nahe, in diesem Temperaturbereich die thermisch aktivierte Quergleitung für das Abknicken der Spannungs‐Dehnungskurve (dynamische Erholung) verantwortlich zu machen. Die unter dieser Annahme ermittelte Stapelfehlerenergie nimmt bei Raumtemperatur in größenordnungsmäßiger Übereinstimmung mit den Daten anderer Autoren einen Wert von 33 erg/cm2 an. Die hier erstmals ermittelte Temperaturabhängigkeit der Stapelfehlerenergie ergibt sich etwa 2,5mal stärker als die des Schubmoduls. Es konnte gezeigt werden, daß verschiedenartige Definitionen von τIII oder auch das Auftreten eines weiteren Knickes im Bereich II keinen Einfluß auf diese Ergebnisse haben.