Abstract
Das Weibchen des kleinen Maulbrüters Peudocrenilabrus multicolor nimmt während des Ablaichens die Eier in das Maul auf. Nach 10 Tagen (bei 27°C) werden die inzwischen schwimmfähigen Jungen aus dem Maul entlassen. Sie werden weiterhin von der Mutter betreut und bei Gefahr und in der Dämmerung wieder in das Maul aufgenommen. Diese Brutpflegereaktionen erlöschen im Verlauf von 6 bis 7 Tagen. Es wurde untersucht, ob diese Veränderungen von dem synchron verlaufenden Entwicklungsprozess der Jungen oder von einem endogenen Zeitprogramm der Mutter gesteuert werden. 6 Mütter mit Jungen wurden ab dem Entlasstag zu jeweils 3 Tageszeiten einer simulierten Dämmerung (von 300 auf 0,5 Lux) ausgesetzt. Es zeigte sich, daß die Aufnahmeschwelle (Lichtintensität, bei der die Aufnahme der Jungen in das Maul beginnt) von zwei zeitlichen Faktoren bestimmt wird, einer tagesperiodischen Komponente (erhöhte Empfindlichkeit abends) und einer längerfristigen Komponente (Empfindlichkeitsabnahme über mehrere Tage hinweg). Diese Veränderungen erfolgten unabhängig von der Erfahrung mit der Testsituation. Je niedriger die Aufnahmeschwelle war, desto länger wurden die Jungen anschließend im Maul behalten. In der Austauschexperimenten wurden der Mutter ältere oder jüngeren Jungfische untergeschoben als ihrem eigenen Stadium entsprach. Die Dämmerungstests zeigten, daß die Aufnahmeschwellen nicht dem Entwicklungsstadium der Jungen entsprechen, sondern eher dem Stadium der Mutter. Es wird daraus gefolgert, daß die Empfindlichkeitsabnahme über die Brutpflegephase hinweg in der Mutter endogen vorprogrammiert ist.

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