Struktur und Eigenschaften von ABS‐Polymeren. IV. Zum Einfluß der thermischen Vorbehandlung auf das Deformationsverhalten von ABS‐Pfropfpolymerisaten

Abstract
An einem ABS‐Pfropfpolymerisat (Typ Novodur® PM) wird der Einfluß unter‐schiedlicher thermischer Vorbehandlungen untersucht. Die Vorbehandlungen bestehen im Abschrecken von Temperaturen oberhalb der Glastemperatur der Harzmatrix, sowie in längerem Tempern bei Temperaturen unterhalb der Glastemperatur. Zur raschen Charakterisierung des Einflusses dieser unterschiedlichen Vorbehandlungen werden Dichte‐, Temperatur‐Dehnungs‐ sowie DTA‐Messungen angeführt. In der Temperaturabhängigkeit des mit Hilfe von Torsionspendelmessungen ermittelten Verlustmoduls äßern sich die Vorbehandlungen besonders deutlich im Gebiet zwischen ca. 0°C und der Glastemperatur der Harzmatrix, während im Hauptdispersionsgebeit des eingelagerten Polybutadiens geringere, aber dennoch reproduzierbare Änderungen beobachtbar sind. Weiterhin wurden bei Raumtemperatur Zug‐Dehnungsversuche bis zum Bruch durchgeführt. Die Zonen der einsetzenden Kaltstreckung äßern sich hier in der bei ABS‐Polymerisaten bekannten Weißerscheinung (crazing, oft als sog. „Weißbruch”︁ bezeichnet), die ihrerseits in ihrem Ablauf stark von der Vorbehandlung abhängt. Ergänzt werden diese Messungen durch rasterelektronenmikroskopische Untersuchungen der Bruchflächen unmittelbar nach dem Bruch als auch nach einer Temperung oberhalb der Glastemperatur der Harzmatrix. Die Ergebnisse werden mit Hilfe der durch die Vorbehandlungen beeinflußbaren Leerstellenkonzentration gedeutet. Bei ABS‐Polymerisaten ist bei Gebrauchstemperaturen die Phasengrenze zwischen Polybutadien und Harzmatrix als Übergangszone zwischen Bereichen hoher Leerstellenkonzentration und solchen mit geringerer Leerstellenkonzentration anzusehen. Die Schärfe dieses Überganges kann als maßgebliche Größe für das makroskopische Deformationsverhalten angesehen werden.