Prävalenz depressiver Störungen im frühen Wochenbett

Abstract
Fragestellung: Ziel dieser Untersuchung war es, die Prävalenz depressiver Störungen am fünften Tag postpartum mit der Edinburgh Postnatal Depression Scale (EPDS) zu untersuchen und Zusammenhänge mit geburtshilflichen und psychosozialen Variablen darzustellen. Methoden: Die Erfassung soziodemographischer Daten, somatischer und psychiatrischer Anamnesen sowie geburtshilflicher und psychologischer Variablen erfolgte mittels Interview bzw. der Krankengeschichte. An der Untersuchung nahmen 1250 Wöchnerinnen 5 Tage nach der Geburt teil. Ergebnisse: Gemäss den Resultaten der deutschen Validierung der EPDS zeigte sich für 254 (20,3%) Wöchnerinnen eine zumindest leichte depressive Störung. Der Vergleich zwischen nichtdepressiven Frauen (EPDS ≤9, n = 996) und depressiven Frauen (EPDS ≥10, n = 254) erbrachte folgende Risikofaktoren für eine depressive Störung: subjektiv erhöhte Geburtsbelastung, höhere Angstneigung, ungünstige Partnerbeziehung, niederer Sozialstatus und geringere Berufszufriedenheit. Hinsichtlich geburtshilflicher Variablen erwiesen sich vermehrte Schwangerschaftsrisiken, Fehlgeburten in der Anamnese, niederes Geburtsgewicht und Kaiserschnittentbindungen als Risikofaktoren. Schlussfolgerungen: Depressive Störungen im frühen Wochenbett treten bei 20% der Wöchnerinnen auf. Entsprechend der Literatur stellt diese Gruppe von Frauen das Risikokollektiv für eine spätere postpartale Depression dar. Unter Beachtung der psychosozialen und geburtshilflichen Risikovariablen sind präventive psychotherapeutische Interventionen bereits an der Wochenstation sinnvoll.

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