Die Entwicklung der psychischen Gesundheit in der heroingestützten Behandlung - Ergebnisse aus der schweizerischen Studie PROVE

Abstract
Hintergrund: In den Versuchen für eine ärztliche Verschreibung von Betäubungsmitteln (PROVE) wurden in den Jahren 1994-96 für die heroingestützte Behandlung 800 Plätze zur Verfügung gestellt. Im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitevaluation wurde untersucht, inwieweit dieses Behandlungsprogramm Schwerstabhängige einer Behandlung zuführen kann, welche durch die bisherigen Therapiemöglichkeiten nicht ausreichend erreicht worden sind. In dieser Arbeit wird die psychische Situation der Patienten in der heroingestützten Behandlung beschrieben. Methode: Aufnahmebedingungen waren ein Mindestalter von 20 Jahren, mindestens seit zwei Jahren täglicher Opiatkonsum, mindestens zwei vorgängige, erfolglose Behandlungen und nachgewiesene soziale und/oder medizinische Defizite in Folge der Opiatabhängigkeit. Bei Eintritt und alle 6 Monate wurde die psychische Gesundheit von den behandelnden Ärzten untersucht. Externe Interviewerinnen befragten die Patienten zu ihren psychischen Symptomen. Ergebnisse: Bei Eintritt waren 41 % der Patienten in einem schlechten psychischen Zustand. Es zeigte sich eine hohe Komorbiditätsrate. Während der Behandlung wurden bei 9 % der Patienten eine Schizophrenie, bei 39 % affektive Störungen und bei 68 % eine Persönlichkeitsstörung diagnostiziert. Der allgemeine psychische Zustand verbesserte sich während der Behandlung. So halbierte sich die Anzahl Patienten in schlechtem psychischen Zustand schon nach wenigen Monaten. Entsprechend gaben die Patienten auch weniger psychische Beschwerden an und die Zahl der Spitaleinweisungen ging um 59 % zurück. Schlussfolgerung: Bekanntermaßen treten bei intravenös Drogenabhängigen vermehrt psychische Störungen auf. Die schweizerischen Versuche für eine ärztliche Verschreibung von Betäubungsmitteln erreichten eine große Gruppe von Patienten mit solchen psychischen Störungen und Symptomen.Während der heroingestützten Behandlung zeigte sich eine erhebliche Verbesserung der psychischen Gesundheit dieser Patienten. Zukünftig sollte aufbauend auf den bisherigen Erfahrungen die psychiatrische Diagnostik und Therapie für diese ambulanten Patienten weiter optimiert werden. Objectives: During 1994-96 some 800 slots were made available for heroin-assisted treatment within trials of medical prescription of narcotics (PROVE). Studies carried out with scientifically monitored assessment examined the extent to which the most severely addicted can be guided to therapeutic options when all previous efforts to reach them have proved insufficient. This study describes the mental health of patients in heroin-assisted treatment. Methods: Entry criteria were minimal age of 20, minimal duration of daily opiate consumption of 2 years, negative outcome of at least 2 previous treatments, documented social and/or health deficits as a consequence of their opiate dependence. On admission and during all six month of treatment, the state of mental health was examined by physicians. External interviewers asked the patients about their mental symptoms. Results: On admission, 41 % of patients were found in a poor mental state. The mental-addictive disorder comorbidity rate was high. The treatment prevalence of schizophrenia was 9 %, of affective disorders 39 %, of personality disorders 68 %. The general state of mental health improved during treatment. The number of patients in mental state was already reduced by half after a few months. Accordingly the patients also indicated less mental disorders, and the number of hospital referrals declined by 59 %. Conclusions: As is well known, mental disorders arise at an increased rate among intravenous drug addicts. The Swiss trials of medical prescription of narcotics reached a large group of patients with such disorders and symptoms. During the heroin-assisted treatment, a substantial improvement occurred in the mental health of these patients. In future, based on previous experience, psychiatric diagnosis and therapy for these out-patients should be improved even more.

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