Zur jagdstrategie einiger orientalicher Leptogenys-arten (Formicidae: Ponerinae)
- 1 January 1975
- journal article
- research article
- Published by Springer Nature in Oecologia
- Vol. 20 (1) , 65-83
- https://doi.org/10.1007/bf00364322
Abstract
Die Soziobiologie von Leptogenys ocellifera, insbesondere Jagdverhalten und Futteralarmierung, wird untersucht. Leptogenys binghami und Leptogenys diminuta werden vergleichend mitbearbeitet. L. ocellifera: Volksstärke, Nestplatz, Nestwechsel. L. ocellifera lebt in individuenreichen Kolonien mit Zehntausenden von Arbeiterinnen. Sie nistet in vorgebildeten Erdlöchern. Der Nestplatz wird in sehr unregelmäßigen Abständen gewechselt. Der Nestwechsel wird nach unseren Befunden exogen ausgelöst. Das Straßensystem. Vom Nest führen mehrere ausgebaute Dauerstraßen in die Umgebung, die über Monate beibehalten werden können. Sie werden bei Tag und Nacht belaufen und von Wächterinnen bewacht. Auf den Laufrouten patrouillieren vor allem abends Männchen auf und ab, was als „Hochzeitsschwarmlauf” interpretiert wird. Im peripheren Nestbereich werden die Laufrouten zunehmend variabler und können je nach Beuteangebot im Verlauf von Stunden oder sogar Minuten wechseln. Rekrutierungsspuren. Die Arbeiterinnen laufen einzeln oder in Gruppen aus. Ist ein Tier auf ein Beuteobjekt gestoßen, so kehrt es zu dem nächsten stärker belaufenen Straßenabschnitt zurück, wobei es die Gaster senkt und den Stachel intermittierend herausstreckt und auf dem Boden schleift. Das austretende Giftdrüsensekret hat Orientierungs- und Alarmierungsfunktion und lockt Neulinge von der Straße herbei. Taktile Signale spielen bei der Futteralarmierung keine Rolle. Die Neulinge verstärken ihrerseits die Alarmspur, die von Futterträgerinnen bis ins Nest gelegt wird. Ist die Nahrungsquelle erschöpft, so klingt auch nach intensiver Bespurung der Alarmeffekt innerhalb einer halben Stunde ab. Bei längerer Benutzung können Alarmierungsspuren in Dauerspuren übergehen. An den Dauerspuren ließ sich zeigen, daß neben der Rekrutierungssubstanz auch eine langlebige, über 5 Std haltbare Orientierungskomponente abgegeben wird. Ihre Herkunft ist noch ungeklärt. Jagdverhalten. Bei der Suche nach Beute graben die Arbeiterinnen häufig, besonders an frischen Erdstellen. Alarmspursekret verstärkt die Grabeaktivität. Durch diese Jagdweise erbeutet L. ocellifera bevorzugt bodenbewohnende Tiere, vor allem Termiten und Regenwürmer. Daneben werden auch andere Arthropoden und Schnecken erjagt. Größere Beutetiere werden gemeinschaftlich überwältigt, zerstückelt und die Teile von Einzeltieren ins Nest transportiert. Getötete Termiten legen die Jägerinnen an oder auf der Straße ab. Andere Nestgenossinnen entleeren disese Depots. L. binghami und L. diminuta: L. binghami bewohnt ebenfalls natürliche Erdhöhlen. Sie jagt in der Regel einzelh. Ihre Hauptbeutetiere sind Termiten. Das Alarmspursekret wird vor allem beim Nestumzug eingesetzt, der sehr rasch und gut organisiert abläuft. L. diminuta nistet sehr nahe an der Erdoberfläche. Sie ist eine typische Gruppenjägerin. Die Finderinnen laufen zur Kolonie zurück, wobei sie eine Alarmspur bis ins Nestinnere legen. Die so ausgelösten Raubzüge umfaßten 3 bis über 100 Tiere und wurden nur zum Teil von der Finderin angeführt. Die Beuteobjekte, hauptsächlich größere Arthropoden, werden gemeinschaftlich erjagt und heimtransportiert. Die Ergebnisse werden im Zusammenhang mit den von Wilson entwickelten Vorstellungen über die Entstehung des Lebenstyps „Treiberameisen” diskutiert. The sociobiology of Leptogenys ocellifera especially its predatory behavior and food recruitment was investigated. Leptogenys binghami and Leptogenys diminuta were observed comparatively. L. ocellifera: Colony size, nesting sites, and nest emigration. L. ocellifera lives in large colonies of several tens of thousands workers. It nests in existing soil cavities. The nesting site is changed in irregular intervals. According to our results the nest emigration is released by environmental factors. Trail system. There are several elaborated permanent routes leading from the nest into the surroundings. Those routes can be used continuously day and night over a period of several months. Guard ants are posting along the trails. Mainly in the evening, males were observed on the trails running back and forth. This behavior is interpreted as mating running”. In the peripheral surroundings of the nest the routes may change within few hours or even minutes according to the food supply. Recruitment trails. The workers leave the nest singly or in groups. When an ant meets a prey animal it returns to the closest frequented trail rubbing its gaster tip on the ground while the sting is intermittendly extruded. The alarm secretion is released from the venom gland. It works as both orientation and recruiting signal and attracts new workers from the trail. No tactile signals are involved in food recruitment. The new workers in their turn intesify the alarm trail. Prey carrying workers lay trails to the nest which recruit further ants. Once the food source is exploited the alarm effect, even on strong trails, would decrease within half an hour. Recruitment trails which have been used over some time may become permanent routes. Along the permanent routes in addition to the recruiting substance an orientation component could be detected which...Keywords
This publication has 10 references indexed in Scilit:
- Tandemlaufen als Rekrutierungsverhalten bei Bothroponera tesserinoda Forel (Formicidae: Ponerinae)1Zeitschrift Fur Tierpsychologie, 1974
- Chinone als Wehrsubstanzen bei Einigen Orientalische MacrotermitinenInsectes Sociaux, 1974
- Communication by tandem running in the antCamponotus sericeusJournal of Comparative Physiology A, 1974
- Mark-Recapture Techniques for Population Estimates of Pogonomyrmex Ant Colonies: an Evaluation of the 32P Technique1Annals of the Entomological Society of America, 1972
- Recruitment behavior in Camponotus socius (Hym. Formicidae)Journal of Comparative Physiology A, 1971
- Homing in the Harvester Ant Pogonomyrmex badiusScience, 1971
- The regulatory mechanism in mass foraging and the recruitment of soldiers inPheidoleInsectes Sociaux, 1970
- Recruitment Trails in the Harvester Ant Pogonomyrmex BadiusPsyche: A Journal of Entomology, 1970
- THE BEGINNINGS OF NOMADIC AND GROUP-PREDATORY BEHAVIOR IN THE PONERINE ANTSEvolution, 1958
- ON ESTIMATING THE SIZE OF MOBILE POPULATIONS FROM RECAPTURE DATABiometrika, 1951