Die Verbreitung der Frühsommer-Meningoenzephalitis in der Bundesrepublik Deutschland

Abstract
In den Jahren 1978 bis 1984 wurden in der Bundesrepublik 299 serologisch gesicherte Erkrankungen an Frühsommer-Meningoenzephalitis erfaßt. Von den 180 männlichen und 119 weiblichen Patienten im Alter von 1-82 Jahren erinnerten sich 86,2 % an einen vorausgegangenen Zeckenstich. Bei 13 Kranken handelte es sich um einen fieberhaften Infekt, bei 161 um eine Meningitis, bei 98 um eine Meningoenzephalitis, bei 13 um eine Meningomyelitis und bei 14 um eine Meningomyeloenzephalitis. Drei (1 %) Kranke starben, 20 (7 %) behielten Schäden am Nervensystem zurück. Die Häufigkeit der auf die Monate April bis Oktober beschränkten Erkrankung schwankte zwischen acht und 118 Fällen pro Jahr. In der Bundesrepublik hatten sich 239, im europäischen Ausland 52 Kranke infiziert, davon 42 in Österreich. In der Bundesrepublik traten die Erkrankungen vornehmlich in Bayern (n = 156) mit Schwerpunkten in Niederbayern und dem östlichen und nördlichen Oberbayern und in Baden-Württemberg (n = 78) mit Schwerpunkten in den Regierungsbezirken Freiburg und Karlsruhe, vereinzelt in Hessen (n = 3) und in Rheinland-Pfalz (n = 2) auf. In den übrigen Bundesländern wurde kein einziger Fall beobachtet. Antikörperuntersuchungen bei 8526 Personen aus Endemiegebieten Bayerns und Baden-Württembergs ergaben Raten von 2,0 und 1,2 % in den beiden Ländern. Mit dem Lebensalter nahm die Antikörperrate bis auf 2,4 % im siebten Jahrzehnt zu. In der Forst- und Landwirtschaft Beschäftigte wiesen mit 4,6 und 3,3 % deutlich höhere Antikörperraten auf als etwa Beamte, Angestellte und Hausfrauen mit 0,4-0,9 %. In den Kreisgebieten schwankte die Antikörperrate zwischen < 1 und 6 %. Kreise mit hoher Antikörperrate der Bevölkerung wiesen vielfach auch höhere Erkrankungsziffern auf und umgekehrt. Between 1978 and 1984 there were 299 serologically confirmed cases of tick-borne encephalitis in the Federal Republic of Germany (180 males, 119 females; aged 1-82 years). A previous tick bite was recalled by 258 (86.2 %). The illness had taken the form of a feverish infection in 13, meningitis in 161, meningoencephalitis in 13, and meningomyeloencephalitis in 14. There were three deaths (1 %), and permanent neurological sequelae in 20 (7 %). The incidence of new cases cases between April and October varied from eight to 118 per year. The Federal Republic of Germany (FRG) was the place of infection in 239, other European countries in 52 (42 in Austria). In the FRG the disease occurred predominantly in Bavaria (156), half of the cases in Lower Bavaria and eastern and northern Upper Bavaria and in Baden-Württemberg (78), concentrated in the regions around Freiburg and Karlsruhe, a few (3) in Hessen and Rhineland-Palatinate (2). No cases were noted in other parts of the FRG. Antibody studies on 8526 persons in the endemic regions of Bavaria and Baden-Württemberg produced rates of 2.0 and 1.2 %, respectively. The rate increased with age, to a peak of 2.4 % in the seventh decade. Those working in forestry and agriculture had a higher antibody rate, at 4.6 and 3.3 % respectively, than civil servants, employees and housewives (0.4-0.9 %). In some areas the antibody rate varied from less than 1 to 6 %. Those with higher antibody rates also had higher infection rates, and vice versa.

This publication has 0 references indexed in Scilit: