Abstract
Die knorpelschädigende Wirkung der Chinolone bei juvenilen Versuchstieren stellt einen ungewöhnlichen toxischen Effekt dar, der in dieser Form von anderen Substanzklassen nicht bekannt ist. Da sich die Schäden zum Teil bereits bei recht niedriger Dosierung manifestieren, haben Hersteller und Zulassungsbehörden die Konsequenz gezogen, diese Präparate als kontraindiziert bei Kindern und Jugendlichen bis zum Abschluß des Wachstums einzustufen. Bei der klinischen Anwendung der Präparate zur Behandlung diverser bakterieller Infektionen wurden nur selten in Einzelfällen Störungen von seiten des Bewegungsapparates gesehen. Überwiegend zeigen die klinischen Erfahrungen aus den sechziger und siebziger Jahren (die arthropathogene Wirkung beim Hund wurde erst 1977 beschrieben), daß trotz langfristiger und zum Teil hochdosierter Behandlung mit Nalidixinsäure keine Gelenkveränderungen aufgefallen sind, die sich klinisch oder röntgenologisch nachweisen ließen. Daraus kann zumindest der Schluß gezogen werden, daß die tierexperimentell beobachteten Wirkungen unter therapeutischen Bedingungen nicht in gleicher Ausprägung auftreten. Da jedoch noch einige Fragen offen sind hinsichtlich dieses ungewöhnlichen toxischen Potentials, gilt nach wie vor die Kontraindikation für Chinolone bei Patienten im Wachstumsalter. Weitere experimentelle Daten und klinische Erfahrungen sind notwendig, um mit größerer Sicherheit eine mögliche Gefährdung jugendlicher Patienten hinsichtlich eventueller Gelenkschäden durch Chinolone ausschließen zu können. Bis heute ist zum Beispiel unklar, ob die insgesamt günstigen klinischen Erfahrungen mit Nalidixinsäure auch für andere Chinolone gelten und ob es Unterschiede hinsichtlich einer möglichen Gefährdung gibt. Erst wenn weitere Informationen vorliegen, könnte es möglich sein, mit der erforderlichen Sicherheit auch in der Pädiatrie mögliche Indikationen für die Chinolone zu definieren.