Gibt es Entzugserscheinungen nach kurzfristigem Schlafmittelgebrauch bei Gesunden?

Abstract
Zur Frage, ob sich Gewöhnungs- und Entzugserscheinungen bei 14tägiger regelmäßiger Schlafmitteleinnahme bei Gesunden nachweisen lassen, wurden 4 Studenten und 1 Studentin im Alter zwischen 22 und 30 Jahren über jeweils 6 Nächte kontinuierlich polygraphisch (EEG, EOG, EMG) untersucht. Gleichzeitig wurden die subjektiven Schlafqualitäten anhand eines ausführlichen Fragebogens mit skalierten Fragen untersucht. Bei einmaliger Einnahme von 150 mg Cyclobarbital-Calcium und 30 mg Prothipendyl (Itridal®) ergaben sich gegenüber einer Kontrollnacht folgende Veränderungen: Die Einschlafdauer war verkürzt, der sogenannte orthodoxe Schlaf war tiefer, und die Motorik war herabgesetzt. Die ersten REM-Phasen waren erheblich verkürzt, die Zahl der horizontalen Augenbewegungen im REM-Schlaf hatte abgenommen. Die Pulsfrequenz stieg deutlich an. Nach 14tägiger regelmäßiger Einnahme ergaben sich subjektiv keine deutlichen Zeichen einer Gewöhnung. Gegenüber den Placebonächten war die Zahl der morgens erinnerten Träume gesunken, die Traumberichte waren kürzer. Auffällig war ein prozentualer Anstieg farbiger Träume. Objektiv fiel eine weitere Minderung der Motorik und eine weitere Unterdrückung der Augenbewegungen auf. Bei Entzug des Mittels ergaben sich subjektiv noch keine deutlichen Veränderungen gegenüber der Norm. Jedoch ließen sich objektiv in der 1. Nacht nach Entzug überschießende Gegenregulationen nachweisen: Die ersten REM-Phasen erschienen vorzeitig, die Zahl der Augenbewegungen/Minute im REM-Schlaf stieg sprunghaft und war gegenüber den Kontrollnächten erhöht. Außerdem war die Pulsfrequenz in den ersten Schlafstunden bemerkenswerterweise höher als unter Itridal. Die geschilderten objektiven Entzugserscheinungen hatten sich alle in der 3. Nacht nach Entzug wieder zurückgebildet. Subjektiv und objektiv war die Richtung fast aller Veränderungen bei allen Probanden gleich. With regard to possible adaption and withdrawal symptoms after receiving sedatives for a two weeks period we studied 1 healthy female and 4 healthy male students at the age between 22 and 30 years. Each student was examined during 6 nights with continuous polygrafic EEG-tracings (EEG, EMG, EOG). In addition the subjective qualities of night sleep were listed in a detailed questionaire of scaled questions. After the first combined dose of 150 mg Cyclobarbital-Ca and 30 mg Prothipendyl (Itridal®) following effects could be demonstrated compared to a control night: Slight orthodox sleep pattern and time necessary to fall asleep (stage A and B Loomis) were shortened, deep orthodox sleep lasted longer and movements of the arms were reduced. There was a considerable shortening of the first REM periods; the number of horizontal eye movements was also reduced. Pulse frequency had increased. After receiving Itridal regularly for two weeks no subjective signs of adaptation were observed. Compared with the control nights the number of remembered dreams was reduced. Dream reports were shortened. There was a remarkable higher percentage of colored dreams. Polygraphic recordings showed further diminishing of arm and horizontal eye movements. After withdrawal of the drugs there were no marked subjective signs of night sleep alterations. But tracing in the first night after the withdrawal demonstrated exceeding counter-regulation. Moreover the pulse rate during the first sleeping hours was remarkable higher after discontinuing Itridal. All these described withdrawal symptoms disappeared in the third night. The direction of almost all subjective and objective changes were found similar in all tested individuals.

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