Die aktive Therapie der Niereninsuffizienz II
- 1 June 1958
- journal article
- Published by Georg Thieme Verlag KG in Deutsche Medizinische Wochenschrift (1946)
- Vol. 83 (23) , 1008-1014
- https://doi.org/10.1055/s-0028-1114393
Abstract
Die Behandlung mit der künstlichen Niere wurde in Lund 1946 eingeführt, unsere Klinik ist das Nierenzentrum Schwedens (Bevölkerung etwas über 7 Millionen) geworden. Die Zahl der Behandlungen hat sich vor allem 1955 bis 1956 beträchtlich vermehrt, auf ca. 200 jährlich. Trotzdem dürfte nur etwa die Hälfte der Patienten, die diese Behandlung benötigten, in die Klinik gekommen sein. Weitere drei Nierenzentren mit künstlichen Nieren werden in Schweden errichtet. Die Apparatur (Alwall 1947 etc.) wurde für Dialyse und Ultrafiltration konstruiert. Dialyse: In der Regel genügen 6 bis 8 Stunden, um den Rest-N auf weniger als 100 mg% zu reduzieren, Störungen des Elektrolytgleichgewichtes zu normalisieren usw. Heparinverbrauch etwa 200—300 mg pro Behandlung1. Ultrafiltration: Ÿ bis 1 l Ultrafiltrat wird pro Stunde aus dem Blut entfernt; lebensbedrohende pulmonale und zerebrale Oedeme können innerhalb 4—6 Stunden beseitigt werden. Die Technik der Behandlung mittels künstlicher Niere ist ziemlich einfach, die konservative Therapie jedoch erfordert ein gut eingespieltes Team und einen entsprechenden apparativen Aufwand. Spezialkliniken für diese Therapie sind eine imperative Notwendigkeit. Die Therapie ist ein Gebiet der inneren Medizin. — Es wird eine Übersicht über die aktive konservative Therapie unserer Klinik gegeben: Die Tatsache, daß die Patienten trotz Urämie möglichst außer Bett bleiben, sowie die Anwendung einer Tracheotomie und gegebenenfalls Respiratorbehandlung in schweren Fällen hat — neben Dialyse und Ultrafiltration — zu bedeutend besseren Behandlungsresultaten geführt. Kontrolle des Flüssigkeitsgleichgewichtes: tägl. Messung des Körpergewichtes und 2—3mal in der Woche Thoraxröntgenaufnahmen, um Pleuratranssudate und Lungenveränderungen vom Typ der „Flüssigkeitslunge”, vor allem im Stadium der Anurie-Oligurie frühzeitig zu erkennen. — Die Nierengröße (gewöhnliche Röntgenaufnahme des Abdomens) wurde während zehn Jahren routinemäßig gemessen. Eine Nierenbiopsie kann wertvoll sein. Es wird eine Übersicht über unsere Resultate bei akuter tubulärer Nephritis (tubular necrosis, „lower nephron nephrosis” etc.) und Glomerulonephritis gegeben. Wiederkehr einer ausreichenden Diurese mit Besserung der Nierenfunktion konnte nach 40 bis 60 Tagen dauernder Anurie oder schwerer Oligurie (akute tubuläre Nephritis) und nach 80 Tagen (akute Glomerulonephritis) beobachtet werden. Mehrere Patienten lebten mit schwerer Oligurie-Anurie 3 bis 5 Monate; der pathologisch-anatomische Befund unterscheidet sich vielfach von dem bekannten Bild. — Die Überlebenszeit bei irreversibler Niereninsuffizienz ist ein Kriterum der gesamten Therapie; ihre stetige Zunahme in unserer Klinik während der letzten Jahre (3 bis etwa 5 Monate) hängt nicht von der Technik der künstlichen Niere ab — sie blieb im wesentlichen unverändert — sondern von wachsender Erfahrung und verbesserter konservativer Therapie. Die schwierigen Probleme der konservativen Behandlung machen eine Konzentration derartiger Fälle in speziellen Nierenzentren notwendig, ferner eine langdauernde, sorgfältige spezielle Ausbildung der für solche Kliniken verantwortlichen Ärzte und eine gute Schulung des Hilfspersonals. — Einige Angaben über Kosten und Organisation unserer Klinik werden angefügt. 1 Addendum: Es scheint ein Mißverständnis vorzuliegen, wenn Sarre in seinem Lehrbuch der Nierenkrankheiten (Stuttgart 1958) angibt, daß über 1000 mg Heparin notwendig seien. Toxische Heparinschädigungen, Blutdrucksabfälle und Kollapszustände durch Heparin wurden bei uns nicht beobachtet. The results are reviewed of the treatment of renal failure by means of the artificial kidney between 1946 and 1957 at the Renal Clinic of the University of Lund, Sweden. This Clinic has increasingly become the centre of this type of treatment in Sweden, which has a population of 7 million. 200 of the treatment sessions have been conducted since 1956; but despite this high rate, probably only half of the patients who might have benefited have been sent to the Clinic. Three more Renal Centres are now being equipped to cope with the rising need in other parts of Sweden. — The artificial kidney, previously fully described, is suitable for dialysis and ultrafiltration. Dialysis:- As a rule, 6—8 hours of treatment are sufficient to reduce the NPN to less than 100 mg.%, restore normal electrolyte balance, etc. Ultrafiltration:- Ÿ—1 L. of ultrafiltrate can be removed from the blood per hour; severe pulmonary and cerebral oedema can be reversed within 6—8 hours. — The technique of treatment with the artificial kidney, it is pointed out, is a fairly simple one, but the entire medical management requires a well-trained team and technical resources usually only available in special centres. — Patients are not confined to bed, if possible, even in the presence of uraemia. Tracheotomy is practised in severe cases and respirator treatment is given as needed. This whole regimen, in addition to the use of the artificial kidney, has greatly improved the results of treating renal failure. Daily weighing and the taking of chest X-rays (diagnosis of pleural effusion and of “fluid lung”) every 2—3 days are practised, especially during the anuric-oliguric stage, to provide frequent checks of fluid balance. The routine determination of kidney size from plain abdominal X-ray films has over the last 10 years provided data of great diagnostic and prognostic value. Needle biopsies have also proved of help. — The results are analysed...Keywords
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