über die statische Funktion der Macula utriculi und ihres Otolithen: II. Die Wirkungsweise des Otolithen und die Reizung der Macula.
- 1 January 1936
- journal article
- research article
- Published by Taylor & Francis in Acta Oto-Laryngologica
- Vol. 24 (2) , 253-270
- https://doi.org/10.3109/00016483609128347
Abstract
Jahrzehntelang hat die Auffassung geherrscht, dass die Macula utriculi und M. sacculi eine gleichartige Funktion haben und sich in die Auslosung der labyrinthären Lagereflexe teilen. Diese Auffassung, die in dem Werk von Magnus (1924) den klarsten Ausdruck gefunden hat, gründete sich auf die anatomische Tat-sache, dass die beiden Maculae beim Menschen und den Säuge-tieren etwa senkrecht zueinander stehen, und auf die Annahme, dass jede Macula in alien ihren Teilen ganz gleichartig gebaut sei. Magnus dachte sich die Reizung als Zug an den Sinneshaaren und setzte das Reizmaximum, das folglich in horizontaler Lage der Macula mit hangendem Otolithen zu vermuten war, zu dem Maximum statischer Reflexe in Beziehung. Im Sinne dieser Idéen haben d e Burlet und d e Haas die Maculae als Ebenen konstruiert. Da ein Unterschied der Erregung in Seitenlage nur an den Sacculusmaculae moglich schien, wurden diesen die in Seitenlage wirksamen Lagereflexe und den M. utriculi die symme-trischen Reflexe zuerteilt. Die Reihenfolge das Reflexausfalles im Cocainversuch schien diese Auffassung glänzend zu bestätigen. Die Frage nach dem adäquaten Reiz der labyrinthären Sinnes-endstellen und im besonderen nach den Vorgängen, die sich an der Macula utriculi während einer statischen Erregung abspielen, ge-horen zu den schwierigsten und umstrittensten Problemen. Den verschiedenen anatomischen Strukturen, wie Otolith, Otolithen-membran, Sinneshaar, Sinneszelle, Nervenendigung, Nervenfaser, Ganglienzelle usw. entsprechen möglicherweise ebensoviele ver-schiedenartige Vorgänge, die wir nicht kennen und gesondert unter-schieden miissen. Vor allem sind die mechanischen Vorgänge in den Hilfsapparaten streng zu trennen von den biologischen Vorgängen im Sinnesepithel und den Nerven. So wie die Vorgange im dioptrischen Apparat des Auges uns noch nicht das geringste iiber die Vorgänge in der Netzhaut lehren, so besagt des Verhälten des Otolithen noch garnichts über die Vorgänge, die sich in der Macula, in der Sinneszelle und in den Nervenendigungen abspielen. Zusammenfassung der Ergebnisse 1. Die M. utriculi weist so ausgeprägte lokale Differenzierungen auf, dass sie in alien Raumlagen zur Auslösung statischer Reflexe befähigt scheint. Laterale und vordere Randpartie, als Halbkreis schematisiert (Semicirculus rampalis), sind Hauptträger der sta-tischen Funktion. 2. Ob eine durch die Elastizität der Otolithenmembran bedingte Verschiebung des Otolithen die Ursache der statischen Erregung bildet, ist nicht erwiesen. 3. Die in bisherigen Hypothesen angenommene Erregung des Sinnesepithels und der Nervenendigungen durch mechanische, elektrische oder osmotische Vorgänge ist mit experimentellen und anatomischen Tatsachen nicht vereinbar. 4. Die Macula wird durch Anderungen des hydrostatischen Druckes im Macularium durch den Otolithendruck unter Beteili-gung des Endolymphdruckes erregt. Diese Hypothese stützt sich auf anatomische Befunde und histologische Experimente, besonders die Zentrifugierung (Hasegawa).Keywords
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- Über die durch die Otolithen ausgelösten KräftePflügers Archiv - European Journal of Physiology, 1935
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- Tonische Labyrinthreflexe auf die AugenPflügers Archiv - European Journal of Physiology, 1917
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