Abstract
Zusammenfassung: Durch Auftragen einer 25prozentigen KCl‐Lösung wurde die Großhirnrinde von Ratten beider Geschlechter vorübergehend funktionell ausgeschaltet und die Wirkung dieses Eingriffs auf das Paarungsverhalten untersucht. Das Männchen war danach für ungefähr 2 Stunden nicht paarungsbereit, gleich ob man die Lösung auf die Schläfen‐ und Hinterhaupts‐ oder die Stirnregion hatte einwirken lassen. Wenn es dann doch endlich aufstieg, so ejakulierte es nach weniger Intromissionen als vor dem Eingriff; sonst war sein Verhalten unverändert. Beim Weibchen waren die einzelnen Verhaltensanteile verschieden empfindlich gegen die “cortikale Depression”, d. h. Abflachung bis Verschwinden des Elektroenkephalogramms. Ohrenwackeln, Lordose und Zulassen des Männchens fielen vorübergehend aus, traten jedoch bei der Hälfte der Weibchen nach etwa einer Stunde wieder auf, aber mindestens bis zum Ende der Prüfungszeit hüpften die Weibchen weder, noch verfolgten sie das Männchen. Offenbar hemmt das vorübergehende Absinken der Rindentätigkeit eine für die spontane “Initiative” des Tieres mitverantwortliche Komponente.